Gewalt an Kindern in Kanada Franziskus bittet Indigene um Vergebung
Zahlreiche indigene Kinder wurden in von Kirchen betriebenen Internaten in Kanada misshandelt und Opfer sexueller Gewalt. Nun hat der Papst sich auf kanadischem Boden entschuldigt. "Die Kirche kniet vor Gott nieder und bittet um Vergebung", sagte er.
Papst Franziskus hat die Ureinwohner Kanadas um Vergebung für die einst von Kirchenvertretern begangenen Vergehen an indigenen Kindern gebeten. "Ich bitte demütig um Vergebung für das Böse, das von so vielen Christen an den indigenen Bevölkerungen begangen wurde", sagte er vor Überlebenden früherer Residential Schools auf dem Gelände einer ehemaligen Internatsschule in dem Ort Maskwacis.
Mitglieder der katholischen Kirche und der Ordensgemeinschaften hätten an "Projekten der kulturellen Zerstörung und der erzwungenen Assimilierung" der Ureinwohner teilgenommen, so Franziskus weiter. Dies habe seinen Höhepunkt im "System der Internatsschulen" gefunden. Die erzwungene Eingliederung der Kinder in die christliche Gesellschaft habe ihre Kultur zerstört und Familien auseinandergerissen. Die Folgen dieser Handlungen seien noch heute zu spüren.
"Kirche kniet nieder und bittet um Vergebung"
In seiner Ansprache vor rund 2000 Menschen - unter ihnen Generalgouverneurin Mary Simon und Premierminister Justin Trudeau - erinnerte der Papst an das Unrecht in den staatlich errichteten und von Kirchen betriebenen Internaten. Franziskus nahm auf, was ihm Überlebende bereits berichtet hatten: Wie "eure Sprachen und Kulturen verunglimpft und unterdrückt wurden; wie Kinder körperlich und verbal, psychologisch und spirituell misshandelt wurden; wie sie von klein auf von zu Hause weggeholt wurden".
Daher, so der Papst, "kniet die Kirche vor Gott nieder und bittet um Vergebung für die Sünden ihrer Kinder". Er empfinde Schmerz und Reue, sagte der 85-Jährige.
150.000 Kinder aus ihren Familien gerissen
In Maskwacis befand sich von 1895 bis 1975 das Internat von Ermineskin, eines der größten Internate des Landes. Ab den 1880er-Jahren waren in Kanada geschätzt 150.000 Kinder von Ureinwohnern von ihren Familien und ihrer Kultur getrennt und in Internate gesteckt worden. In den staatlich errichteten und von Kirchen betriebenen Einrichtungen sollten sie an die Kultur der europäischen Einwanderer angepasst werden. Viele Kinder wurden dort misshandelt oder Opfer sexueller Gewalt, Hunderte starben an den Folgen von Krankheiten, Hunger oder im Zusammenhang mit Missbrauch. Für die Beteiligung der katholischen Kirche hatten Indigene eine päpstliche Entschuldigungsbitte auf kanadischem Boden gefordert, aber auch weitere Schritte.
Mit der lang erwarteten Entschuldigung eröffnete Franziskus seine einwöchige Reise nach Kanada. Mit seinen Worten ging er über seine früheren Äußerungen zu den Taten der Missionare hinaus und übernahm die Verantwortung für die kirchliche Unterstützung der Politik gegenüber den Indigenen. In einer Botschaft im Kurznachrichtendienst Twitter hatte Franziskus vor seinem Abflug geschrieben, er hoffe, dass sein Besuch zur bereits begonnenen "Reise der Versöhnung" beitragen möge.