Kolumbien Regierung und FARC-Gruppe vereinbaren Waffenruhe
Die kolumbianische Regierung und eine Splittergruppe der früheren Guerillaorganisation FARC haben sich auf einen Waffenstillstand verständigt. Die Friedensgespräche werden auch von der EU begleitet.
Die kolumbianische Regierung und eine Splittergruppe der früheren Guerillaorganisation FARC haben eine Waffenruhe vereinbart. In einer gemeinsamen Erklärung hieß es, dass ab heute die Offensivaktionen eingestellt würden, das Waffenstillstandsdekret aber erst am 16. Oktober erlassen werde. Der Grund dafür ist, dass vorher noch einige Fragen geklärt werden müssten, verkündeten die Delegierten der Konfliktparteien beim Beginn von Friedensgesprächen in der Gemeinde Tibú nahe der venezolanischen Grenze.
In einem von beiden Seiten unterzeichnetem Schreiben, das der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegt, verpflichten sich Staat und die FARC-Dissidentengruppe Estado Mayor Central (EMC), den eingeleiteten Friedensprozess fortzusetzen, "um einen stabilen und dauerhaften Frieden mit sozialer und ökologischer Gerechtigkeit zu erreichen". Begleitet werden die Verhandlungen von den Vereinten Nationen, der Organisation Amerikanischer Staaten, der katholischen Kirche, der EU, Norwegen, der Schweiz, Irland und Venezuela.
EMC verweigerte Friedensvertrag von 2016
Die Dissidenten sind eine Splittergruppe der ehemaligen FARC-Guerilla, die 2016 nach mehrjährigen Verhandlungen einen Friedensvertrag mit dem kolumbianischen Staat abschloss, die Waffen niederlegte und inzwischen als politische Partei unter dem Namen "Comunes" aktiv sind.
Die Dissidenten verweigerten dem Vertrag die Anerkennung und setzten den bewaffneten Kampf gegen den Staat fort. Heute handelt es sich bei der Organisation vor allem um eine kriminelle Vereinigung, die in Drogenhandel, illegalen Bergbau und Schutzgelderpressung verwickelt ist. Nach eigenen Angaben hat EMC 3.000 Kämpfer. Nach anderen Quellen sind es einige Hundert.
Präsident will komplette Befriedung des Landes
Kolumbien litt 52 Jahre lang unter einem Bürgerkrieg zwischen linken Rebellen, rechten Paramilitärs und dem Militär. 220.000 Menschen kamen ums Leben, Millionen wurden vertrieben. Zwar hat sich die Sicherheitslage nach dem Friedensabkommen zwischen der Regierung und der FARC verbessert, allerdings werden noch immer Teile des südamerikanischen Landes von illegalen Gruppen kontrolliert.
Derzeit laufen auch Friedensgespräche mit der Guerillaorganisation ELN. Die Regierung von Präsident Gustavo Petro hat die komplette Befriedung des Landes mittels Friedensverhandlungen mit allen bewaffneten Gruppen zum Ziel ihrer Präsidentschaft gemacht.