Ermordung von Malcolm X Millionen für vermeintlichen Attentäter
Muhammad Aziz soll 1965 den Bürgerrechtler Malcolm X erschossen haben. Dafür saß er lange im Gefängnis. Unschuldig, wie ein Gericht 2021 entschied. Jetzt erhalten er und die Angehörigen eines vermeintlichen Mittäters Entschädigung.
56 Jahre nach den Fehlurteilen gegen zwei Männer nach der Ermordung des US-amerikanischen Bürgerrechtlers Malcolm X erhalten die Betroffenen und ihre Familien 36 Millionen Dollar (etwa 36.415.000 Euro) Entschädigung. Ein Anwalt bestätigte, dass die Stadt New York insgesamt 26 Millionen Dollar an den 84-jährigen Muhammad Aziz und an die Familie des 2009 verstorbenen Khalil Islam zahlt. Der Bundesstaat New York zahlt zusätzliche zehn Millionen Dollar Entschädigung.
Aziz und Islam waren 1966 wegen der Ermordung von Malcom X zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Sie kamen Mitte der 1980er-Jahre nach rund zwei Jahrzehnten Gefängnis frei. Erst im November 2021 hob die New Yorker Justiz die Schuldsprüche gegen die beiden Männer auf und räumte "schwere Justizirrtümer" ein. Der Schuldspruch eines dritten Mannes, der den Mord damals gestanden hatte, blieb bestehen.
Trotz Alibi verurteilt
Der Anwalt von Aziz und der Familie Islams, David Shanies, bezeichnete die Entschädigungszahlungen jetzt als "bescheidenen Schritt", die Justizirrtümer zu korrigieren. "Die Tragödie der Ermordung von Malcolm X wurde weltweit gespürt und dadurch verschlimmert, dass sie zur Verurteilung und Inhaftierung von zwei unschuldigen, jungen, schwarzen Männern in Amerika geführt hat."
Malcolm X war am 21. Februar 1965 bei einem Auftritt im New Yorker Stadtteil Harlem von drei Angreifern erschossen worden. Die Tage später festgenommenen Aziz und Islam beteuerten ihre Unschuld und konnten Alibis vorweisen. Sie wurden trotzdem im folgenden Jahr zu lebenslanger Haft verurteilt. Ein dritter Verurteilter, Mujahid Abdul Halim, hatte in dem Prozess seine Schuld gestanden und die beiden anderen Männer als unschuldig bezeichnet.
Staatsanwälte, Polizei und FBI hielten Beweismittel zurück
Die Staatsanwaltschaft von Manhattan begann 2020 eine fast zweijährige neue Untersuchung zu dem Fall. Sie kam dabei zu dem Schluss, dass Staatsanwälte, die Bundespolizei FBI und die New Yorker Polizei nach der Ermordung von Malcolm X Beweismittel zurückhielten, die damals vermutlich zu einem Freispruch für Aziz und Islam geführt hätten. Laut der "New York Times" wiesen unter anderem zahlreiche FBI-Dokumente auf andere Verdächtige hin.
Aziz wurde 1985 aus dem Gefängnis entlassen. Islam kam 1987 frei und starb 2009. Halim kam 2010 auf freien Fuß. Die drei Männer hatten der muslimischen Schwarzenbewegung Nation of Islam angehört, mit der Malcolm X gebrochen hatte. Malcolm X war eine der einflussreichsten Persönlichkeiten der Bürgerrechtsbewegung der 1950er- und 1960er-Jahre. Er war aber auch nicht unumstritten, unter anderem, weil er einen Einsatz von Gewalt unter gewissen Umständen als rechtmäßig ansah. Regisseur Spike Lee setzte ihm 1992 mit dem Drama "Malcolm X" mit Denzel Washington in der Hauptrolle ein filmisches Denkmal.