US-Präsident Donald Trump und ISraels Premierminister Benjamin Netanyahu unterhalten sich (Archiv Januar 2020)

Gespräche über Gaza-Abkommen Trumps erster Gast ist Netanjahu

Stand: 04.02.2025 07:24 Uhr

Als ersten ausländischen Gast empfängt US-Präsident Trump heute Israels Premier Netanjahu. Im Fokus: die nächste Phase der Waffenruhe in Gaza. Kann Trump den Nahen Osten dem Frieden näherbringen?

Als Donald Trump am Montag von Reportern gefragt wurde, ob die Waffenruhe im Gazastreifen halten werde, gab er sich nicht allzu optimistisch: "Garantien, dass der Frieden halten wird, habe ich nicht", sagte der US-Präsident.

Ein Zeichen setzt er heute auf jeden Fall: Trump empfängt Israels Premierminister Benjamin Netanjahu im Weißen Haus. Netanjahu hatte das vor seinem Abflug nach Washington als Beweis für die Stärke der "persönlichen Freundschaft" mit Trump gewertet. Wie eng ist das Verhältnis wirklich?

Keine "Best Buds"

"Ich denke nicht, dass sie beste Freunde sind - 'Best Buds', wie wir hier sagen", meint der Nahostexperte und Ex-Diplomat Dennis Ross, der für die früheren Präsidenten George W. Bush und Bill Clinton gearbeitet hat. Er erinnert daran, dass es zum Ende von Trumps erster Amtszeit auch Unstimmigkeiten mit Netanjahu gab.

Ross spricht von einem ordentlichen Arbeitsverhältnis: "Netanjahu versteht, dass es nicht in seinem Interesse liegt, zu Trump 'Nein' zu sagen." Trump habe bereits vor seinem Amtsantritt erheblichen Druck auf Netanjahu ausgeübt, so der Experte. "Ohne Zweifel - denn den Rahmen für das Gaza-Abkommen gibt es seit vergangenem Mai. Doch unter Joe Biden hat sich nichts mehr bewegt."

Erst als Trump nach der Wahl gedroht und seinen Nahost-Beauftragten Steve Witkoff zu Netanjahu geschickt habe, kam der Deal zustande. "Es gab einen Trump-Effekt. Er hat einen entscheidenden Beitrag geleistet, keine Frage."

Trump will Annäherung Israels an Saudi-Arabien

Jetzt geht es in Washington vor allem darum, die zweite Phase des Gaza-Abkommens vorzubereiten. Die Waffenruhe soll um weitere sechs Wochen verlängert werden, alle noch lebenden Geiseln sollen freikommen, die israelischen Truppen sich zurückziehen.

Aus Trumps Sicht wäre das die Voraussetzung, um sein Hauptziel zu erreichen: eine Annäherung Israels an Saudi-Arabien. "Er will ein Normalisierungsabkommen zwischen Saudi-Arabien und Israel. Das ist seine oberste Priorität", sagt Ross und fügt hinzu: "Das bekommt Trump aber nur, wenn er auch den Palästinensern etwas gibt. Sicher nicht alles, was sie wollen, aber etwas." Und es geht laut Ross bereits um ein weiteres Fernziel Trumps: neue Verhandlungen mit dem Iran.

Experte: Trump hat chancenreiche Situation in Nahost geerbt

So weit auch dieses Ziel noch entfernt liegt - Trump habe insgesamt gute Chancen für eine Art Neustart in der Region, meint Ross: "Er hat eine Situation in Nahost geerbt, die wirkliche Möglichkeiten schafft. Weil die Hisbollah im Libanon entscheidend geschwächt ist, weil das Assad-Regime in Syrien kollabiert ist, weil der Iran empfindlich geschwächt wurde." Aber Israels militärische Erfolge blieben taktischer Art. "Die Frage ist: Kann man sie für strategische Veränderungen nutzen?"

Die Voraussetzung für jede Veränderung ist, dass das Gaza-Abkommen hält, betont der Nahostexperte. Wenn Netanjahu aus Washington abreist, lautet für ihn die entscheidende Frage: "Wo stehen wir mit Blick auf die weitere Waffenruhe und den Geiseldeal? Wie sind die Aussichten, Phase zwei des Gaza-Abkommens wirklich umzusetzen?"

Ralf Borchard, ARD Washington, tagesschau, 04.02.2025 08:11 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 04. Februar 2025 um 08:50 Uhr.