Zunehmende Gewalt New York verstärkt Sicherheit in U-Bahnen
Zuletzt häuften sich Berichte über Gewalttaten in New Yorks U-Bahnen - mehrfach mit tödlichem Ausgang. Gouverneurin Hochul kündigte eine verstärkte Sicherheitsoffensive an.
Panik in einer stehenden U-Bahn. Fahrgäste kauern am Boden. Die Köpfe geduckt, sie halten sich gegenseitig. "Schließt die Tür!", schreit eine Frau. "Wo bleibt die Polizei?" Die Passagiere, die im vollbesetzten Waggon zur Rush Hour unterwegs nach Hause oder zu einem Event sind, fürchten sich vor einem Schützen.
"Active Shooter", ruft eine Stimme durchs Telefon an die Notfallnummer 911. Im Streit mit einem andern jungen Mann hatte er eine Waffe gezogen, während der Zug in eine Station im Stadtteil Brooklyn einfuhr. Ein 32-Jähriger stirbt an den Folgen seiner Schussverletzung. Während die einen Fahrgäste verängstigt im Waggon verharren, flüchten andere auf den Bahnsteig. Ein Augenzeuge berichtet im TV-Sender ABC: "Als ich rauskomme, höre ich drei, vier Schüsse: Pop, Pop, Pop ... Dann geht die Tür auf. Alle strömen raus."
Immer mehr Berichte über Gewalt in New Yorker U-Bahn
Der Vorfall Mitte März ist nur einer von vielen Gewaltakten in der New Yorker U-Bahn in jüngster Zeit. Kurz vorher gab es in einer Station in der Bronx eine Schießerei: Ein Mann starb, fünf Fahrgäste wurden verletzt. Vor wenigen Tagen stößt ein 24-Jähriger einen wartenden Fahrgast auf die Gleise. Der tödliche Vorfall in Harlem ereignet sich scheinbar völlig unprovoziert. Ebenso der Angriff auf David Beaglehole auf der wohlsituierten Upper East Side in Manhattan. Ein Mann schlägt mit einem Regenschirm auf ihn ein und will ihn anschließend die Rolltreppe runterstoßen.
Woche für Woche mehren sich die Schlagzeilen über New Yorks U-Bahn, die jeden Tag von mehr als fünf Millionen Menschen genutzt wird. Nach Polizeiangaben gab es vergangenes Jahr 570 registrierte tätliche Angriffe in Zügen oder Stationen. Eine hohe Zahl - doch gemessen an den Millionen Fahrten nicht sensationell hoch, meint Bürgermeister Eric Adams, der ein Ex-Polizist ist und selber oft in U-Bahnen im Einsatz war.
Alles nicht so schlimm?
Nach jüngsten Zahlen des New York Police Departments ist die Verbrechensrate in der U-Bahn der Metropole im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent gesunken. Doch solche Relativierungen würden den Fahrgästen nicht helfen, wenn sie sich trotzdem unsicher fühlten, erklärt New Yorks Gouverneurin Kathy Hochul. "Statistisch gesehen ist es nicht so schlimm wie es war. Aber ich weiß: Das hilft keinem, damit er sich besser fühlt."
Umfragen zeigen: Fühlten sich 2008 noch knapp 90 Prozent der New Yorker sicher in der U-Bahn, waren es vergangenes Jahr nur noch knapp die Hälfte der Fahrgäste. Viele beklagen, dass sie offenbar immer mehr psychisch verwirrte Menschen oder Fahrgäste unter Einfluss von Drogen oder Medikamenten in den Waggons beunruhigen. Doch auch Streitigkeiten über laute Musik oder das Rauchen arteten kürzlich hochgewaltsam aus.
Gouverneurin startet massive Sicherheitsoffensive
Das gehe gar nicht - nicht, solange sie im Amt sei, meint Gouverneurin Hochul. Sie startete eine massive Sicherheitsoffensive. Hochul versprach, tausend Einsatzkräfte der Polizei und der Nationalgarde zu reaktivieren, um Taschenkontrollen in den größten Bahnhöfen der Stadt zu machen. Die Uniformierten sollten verschärft nach Waffen suchen - Messer, Pistolen, Rasierer.
Verurteilte U-Bahn-Angreifer sollen ein dreijähriges Fahrverbot bekommen. Es wird eine Datei für Wiederholungstäter geben und zusätzliche Kameras in den Führerständen der Züge. Und schließlich soll es mehr geschulte Teams geben, die Menschen mit akuten mentalen Problemen erkennen und in Hilfseinrichtungen bringen.
Gespaltene Reaktion
Die Fahrgäste reagieren gespalten. Sie fände es besser, die Einsatzkräfte wären nicht so sichtbar, sagt eine Frau im U-Bahnhof Grand Central. Ein Mann meint hingegen: Jede Form von sichtbarer Sicherheit sei hilfreich. Eine Passantin stimmt ihm zu: Sie fühle sich sicher in der Bahn - "nur spät abends fahre ich lieber Taxi."
Die Verkehrsbehörde will demnächst auch neue Fahrpreisschranken testen. Sie sollen verhindern, dass Schwarzfahrer über die Drehkreuze springen. Bahnsteigsperren aus Metall sollen auch verhindern, dass Fahrgäste auf die Gleise fallen.