Opill ab 2024 frei erhältlich USA lassen erste rezeptfreie Antibabypille zu
In Deutschland sind Antibabypillen verschreibungspflichtig. In den USA war das bisher auch so. Nun ließ die zuständige Behörde die erste rezeptfreie Pille zu. Sie soll Amerikanerinnen den Zugang zu wirksamer Verhütung erleichtern.
Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat erstmals eine Antibabypille zugelassen, die ohne ein ärztliches Rezept gekauft werden kann. Sie soll ab Anfang 2024 in Drogeriemärkten, in Supermärkten und im Onlinehandel verfügbar sein. Vor dem Kauf ist auch keine Beratung durch Ärztinnen oder Ärzte erforderlich.
Die Pille mit dem Namen Opill stammt vom Unternehmen Perrigo, das seinen Sitz in Irland hat. Laut FDA zeigten Studien, dass die Informationen und Anweisungen auf dem Beipackzettel von Opill für einen großen Teil der Frauen klar verständlich war - eine Voraussetzung für eine ordnungsgemäße Einnahme und für einen rezeptfreien Verkauf der Antibabypille.
Opill enthält Gestagen, aber kein Östrogen
In den USA sind hormonell wirksame Antibabypillen seit langem das gängigste Verhütungsmittel. Bislang waren dafür immer Rezepte nötig. Opill enthält ein Gestagen, nicht aber Östrogen. Es zählt zu den niedrig dosierten rein Gestagen-haltigen Kontrazeptiva, die auch als "Minipille" bekannt sind. Für die Wirksamkeit von Opill ist es nach FDA-Angaben wichtig, dass es täglich zur gleichen Tageszeit eingenommen wird. Als häufigste Nebenwirkungen führte die Behörde Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, gesteigerten Appetit, Bauchschmerzen, Krämpfe und Blähungen auf.
"Mit der heutigen Zulassung wird erstmals ein rezeptfreies täglich oral einzunehmendes Verhütungsmittel eine verfügbare Option für Millionen von Menschen in den Vereinigten Staaten", erklärte FDA-Vertreterin Patrizia Cavazzoni. Bei korrekter Anwendung sei die Antibabypille "sicher" und "wirksamer als derzeit verfügbare rezeptfreie Verhütungsmethoden". Die Behörde erläuterte, dass fast die Hälfte der etwa 6,1 Millionen jährlichen Schwangerschaften in den USA ungewollt sei. Der Zugang zu einer rezeptfreien Verhütungspille könne helfen, die Zahl der ungewollten Schwangerschaften mit potenziell negativen Auswirkungen zu senken.
Derzeit hohe Hürden für Teile der Bevölkerung
In der Regel werden die Kosten für rezeptfreie Medikamente in den USA nicht von der Krankenversicherung übernommen. Jedoch empfinden es Teile der US-Bevölkerung derzeit als schwierig, an ein Rezept zu kommen und das Medikament abzuholen. Hintergrund sind sowohl die Kosten eines Arztbesuchs als auch die Notwendigkeit, sich zu diesem Zweck frei zu nehmen oder eine Kinderbetreuung zu organisieren.
Die Pille des Pharmakonzerns Perrigo ist in den USA bereits seit 1973 zugelassen - bisher aber nur auf Rezept. Durch die FDA-Zulassung ändert sich das nun.
In verschiedenen Ländern weltweit gibt es bereits Verhütungspillen ohne Rezept - darunter in Brasilien, Griechenland, Mexiko und Portugal. In vielen anderen Ländern - darunter Deutschland - ist dagegen ein Rezept von einer Ärztin oder einem Arzt erforderlich. Hintergrund sind individuelle Risikofaktoren der Patientinnen, die bei der Wahl einer geeigneten Antibabypille berücksichtigt werden müssen. In Großbritannien war 2021 bereits eine rein Gestagen-haltige Pille ohne Rezeptpflicht zugelassen worden - dort ist allerdings eine fachliche Beratung durch eine Apothekerin oder einen Apotheker vorgeschrieben.