Nach Amtsenthebung des Präsidenten Demonstranten in Peru stürmen Flughafen
Nach der umstrittenen Amtsenthebung des bisherigen Präsidenten Castillo ist es in Peru erneut zu Auseinandersetzungen gekommen. Demonstranten stürmten den internationalen Flughafen von Arequipa.
Bei Protesten gegen die Absetzung des peruanischen Präsidenten Pedro Castillo sind Demonstranten in den internationalen Flughafen von Arequipa eingedrungen. Die Randalierer zerstörten Sicherheitsinfrastruktur und zündeten ein Wachhäuschen an, wie das peruanische Verkehrsministerium mitteilte. Aus Sicherheitsgründen sei der Flughafen, einer der größten des südamerikanischen Landes, geschlossen worden.
Im peruanischen Fernsehen war zu sehen, wie Demonstranten über die Landebahn des Flughafens liefen. Sicherheitskräfte setzten Tränengas ein. Medienberichten zufolge sollen vier Menschen verletzt worden sein.
Mehrere Tote durch Schüsse
Arequipa liegt im Süden des Andenstaates und ist zusammen mit Apurimac und Ica eine der Regionen, für die Innenminister César Cervantes den Ausnahmezustand ausgerufen hatte. Bei Protesten und Zusammenstößen mit Sicherheitskräften hatte es in der Vergangenheit Tote und Verletzte gegeben.
Die Ombudsfrau für Menschenrechte, Eliana Revollar, sprach am Montag von sieben Toten binnen zwei Tagen, darunter zwei Minderjährige. Alle Opfer seien durch Schüsse ums Leben gekommen. Es gebe 32 zivile Verletzte und 24 verletzte Polizisten, sagte Revollar. "Die Situation im Land ist sehr angespannt."
Rücktritt von Boluarte und Neuwahlen gefordert
Auch in der Hauptstadt Lima kam es zu Ausschreitungen: Dort wurden Einrichtungen der Staatsanwaltschaft sowie Radio- und Fernsehsender angegriffen. Demonstranten blockierten zudem laut Medienberichten in mehreren Landesteilen Fernstraßen.
Wegen der Unruhen wurde die Zugstrecke zwischen der Stadt Cusco und der bei Touristen beliebten Inka-Stätte Machu Picchu gesperrt. Die peruanische Staatsbahn "PeruRail" gab Sicherheitsbedenken als Grund an und verwies auf Demonstrationsaufrufe verschiedener Organisationen in Cusco. Der Bahnbetreiber befürchtet Blockaden der Schienen.
Vor allem in ländlichen Gebieten in Zentral- und Südperu gab es Proteste. Die Regionen gelten zumeist als Hochburgen Castillos und seiner Anhänger. Aber auch in Lima und anderen Städten forderten Tausende Menschen den Rücktritt von Castillos Nachfolgerin Dina Boluarte, die Schließung des Parlaments, baldige Neuwahlen und die Freilassung des Ex-Präsidenten, der in Untersuchungshaft sitzt.
Der linke Politiker war am Mittwoch von der bisherigen Vizepräsidentin abgelöst worden. Castillo hatte einem Misstrauensvotum gegen sich mit der kurzfristigen Auflösung des Kongresses zuvorkommen wollen - um eine Notstandsregierung einzusetzen und künftig per Dekret zu regieren. Viele Abgeordnete werteten das als Putschversuch. Castillo wurde abgesetzt und festgenommen. Er sei "gedemütigt" und "entführt" worden, schrieb Castillo am Montag auf Twitter.
Angesichts der Proteste strebt Boluarte nach eigenen Worten vorgezogene Präsidentschafts- und Parlamentswahlen im April 2024 an. Medienberichten zufolge leitete die Regierung dem Kongress am Montag eine entsprechende Gesetzesvorlage zu.