Wegen Unruhen in Peru Hunderte Touristen sitzen am Machu Picchu fest
In Peru halten die Proteste gegen die Absetzung des bisherigen Präsidenten an. Wegen der zunehmenden Gewalt gilt ein landesweiter Ausnahmezustand - und die Lage im Land hat mittlerweile auch Folgen für Touristen am Machu Picchu.
Wegen der Unruhen in Peru sitzen Hunderte ausländische Touristen an der weltberühmten Inka-Stätte Machu Picchu fest. Betroffen seien rund 800 Menschen, teilten die Behörden mit.
Zuvor war wegen der gewaltsamen Proteste gegen die Absetzung und Festnahme des linksgerichteten Präsidenten Pedro Castillo die Bahnstrecke zwischen der Weltkulturerbe-Stätte und der Stadt Cusco gesperrt worden. Die gut hundert Kilometer lange Bahnstrecke ist der einfachste und meistgenutzte Weg, um zum Machu Picchu oder von ihm wieder wegzukommen.
Als Grund für die Sperrung hatte die peruanische Staatsbahn PeruRail am Dienstag Sicherheitsbedenken angegeben und auf Demonstrationsaufrufe verschiedener Organisationen in Cusco verwiesen.
Die Ruinenstadt Machu Picchu ist weltberühmt. Die Inka erbauten sie im 15. Jahrhundert.
Landesweiter Ausnahmezustand
Angesichts der anhaltenden gewaltsamen Proteste hatte die Regierung zuvor den landesweiten Ausnahmezustand ausgerufen. Dieser gilt für 30 Tage, wie Verteidigungsminister Luis Alberto Otárola sagte. Die Polizei werde mit Unterstützung der Streitkräfte die innere Ordnung aufrechterhalten.
Otárola sagte, durch den Ausnahmezustand erhalte das Militär zusätzliche Vollmachten, um zusammen mit der Polizei strategische Infrastruktur, Privateigentum und die Sicherheit aller Peruaner zu schützen. Versammlungsrecht und Bewegungsfreiheit seien ausgesetzt. Ob es eine Ausgangssperre gibt, habe die Regierung noch nicht entschieden.
Die neue Präsidentin Dina Boluarte rief zur Ruhe auf. "Peru darf nicht von Blut überströmt werden", sagte sie. "Wir haben diese Erfahrung schon in den 1980er- und 90er-Jahren durchgemacht und ich glaube, wir wollen nicht zu dieser schmerzhaften Vergangenheit zurückkehren." Damals hatten mehrere Rebellengruppen Peru unsicher gemacht.
Boluarte deutet frühere Wahlen an
Im Bemühen, die angespannte Lage zu beruhigen, deutete sie an, die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen sogar auf Dezember 2023 vorzuziehen. Angesichts der Proteste hatte Boluarte zunächst nach eigenen Worten vorgezogene Wahlen im April 2024 statt zum regulären Termin 2026 angestrebt.
Mit der Auflösung des Kongresses hatte der Linkspolitiker Castillo einem Misstrauensvotum im Parlament zuvorkommen wollen. Sowohl sein Kabinett als auch die Opposition warfen ihm einen Staatsstreich vor, weshalb der frühere Dorfschullehrer am Mittwoch vergangener Woche des Amtes enthoben und festgenommen wurde.
Demonstranten blockierten in der Folge in mehreren Landesteilen Fernstraßen. Sowohl in der Hauptstadt Lima als auch im Süden und Südosten des Andenstaates, wo Castillo in ländlichen Gegenden besonders viele Anhänger hat, kam es in den vergangenen Tagen zu teils gewaltsamen Protestaktionen sowie Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizisten. Tausende Menschen forderten den Rücktritt von Castillos Nachfolgerin Boluarte.