Elf Tote in Pittsburgh Synagogen-Attentäter in allen Punkten schuldig
Es war der schwerste antisemitische Anschlag in der US-Geschichte: Vor knapp fünf Jahren erschoss ein Mann in einer Synagoge elf Menschen. Nun ist er von einer Jury für schuldig befunden worden.
Knapp fünf Jahre nach einem tödlichen Anschlag auf eine Synagoge in der US-Stadt Pittsburgh ist der Schütze Medienberichten zufolge in allen 63 Anklagepunkten für schuldig befunden worden. Die Geschworenen verurteilten den 50-Jährigen unter anderem wegen Hassverbrechen mit Todesfolge. Der Rechtsextremist hatte zuvor auf "schuldig" plädiert - ihm droht nun die Todesstrafe. Um das Strafmaß festzulegen, geht das Verfahren in einen zweiten Teil über, der mehrere Wochen andauern könnte.
Der mit einem halbautomatischen Gewehr und drei Pistolen bewaffnete Mann hatte die "Tree of Life"-Synagoge in Pittsburgh am 27. Oktober 2018 gestürmt, als sich dort während des Sabbats Gläubige von drei Gemeinden versammelten. Er erschoss elf Menschen, zwei weitere Gläubige wurden verwundet. Außerdem verletzte der Angreifer mehrere Polizisten, bevor er durch Schüsse getroffen und festgenommen wurde. Bei dem Angriff soll der Mann judenfeindliche Parolen geschrien haben.
Offenbar gezielt Jagd auf Opfer gemacht
Die Staatsanwaltschaft hatte dem Mann Ende Mai zum Prozessbeginn vor einem Bundesgericht vorgeworfen, bei dem Angriff "methodisch" Jagd auf seine Opfer gemacht zu haben. "Nachdem er die Synagoge betrat, fing der Angeklagte an zu jagen, er ist von Raum zu Raum gegangen, nach oben und nach unten", sagte Staatsanwältin Soo Song laut US-Medien. Er habe dabei jüdische Gläubige gesucht, die er töten könne.
Die Verteidigung bestritt nicht, dass der Angeklagte die Schüsse abgegeben hatte. Sie führte aber ins Feld, er leide unter Schizophrenie. Außerdem habe er nicht aus Judenhass gehandelt. Als Motiv führte die Verteidigung vielmehr an, der Mann habe erreichen wollen, dass eine jüdische Organisation ihre Unterstützung für Einwanderer beende. "Sein unvorstellbarer, unsinniger, irrationaler Gedanke war, dass er sein Ziel durch das Töten von Juden erreichen könnte", sagte die Anwältin Judy Clarke laut US-Medien.
Staatsanwaltschaft lehnte Deal ab
Über das Strafmaß wird nun im zweiten Teil des Verfahrens entschieden. Die Anwälte hatten der Staatsanwaltschaft vorgeschlagen, der Angeklagte könne im Gegenzug für einen Verzicht auf die Todesstrafe ein Geständnis ablegen. Die Anklagebehörde lehnte eine solche Vereinbarung aber ab.
In den USA leben Schätzungen zufolge rund sechs Millionen Juden, immer wieder gibt es antisemitische Angriffe. Die Nichtregierungsorganisation Anti-Defamation League registrierte im vergangenen Jahr 3697 antisemitische Vorfälle - von Belästigung über Vandalismus bis hin zu tätlichen Angriffen. Das ist eine Zunahme um 36 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und die höchste Zahl seit Beginn der Statistik im Jahr 1979.