Nach Sturm aufs Kapitol Löschte der Secret Service Textnachrichten?
In den Tagen rund um die Erstürmung des US-Kapitols sollen Sicherheitsleute des Secret Service laut einer Prüfbehörde Textnachrichten gelöscht haben. Der Secret Service weist die Vorwürfe entschieden zurück.
Sicherheitsleute des Secret Service sollen laut einer Prüfbehörde mehrere Textnachrichten rund um die Erstürmung des Kapitols gelöscht haben. Viele davon, die kurz vor und während der Unruhen geschickt wurden, seien "im Rahmen eines Geräteaustauschprogramms gelöscht worden", schrieb der Generalinspekteur des Heimatschutzministeriums, Joseph Cuffari, in einem Brief an den Kongress.
Kurz vor Löschung der Kommunikation habe das Büro des Generalinspekteurs die Daten im Rahmen von Untersuchungen zu den Hintergründen des Sturms auf das Kapitol angefordert. Unklar blieb, ob die Nachrichten absichtlich entfernt wurden, um etwas zu vertuschen. Cuffari, dessen Ministerium für die Überwachung der Behörde zuständig ist, kritisierte zudem, dass der Secret Service die Bereitstellung anderer Unterlagen verzögert habe.
Secret Service dementiert Vorwürfe
Der Sprecher des Secret Service, Anthony Guglielmi, wies die Vorwürfe des Generalinspekteurs zurück. Die Unterstellung, dass der Secret Service nach einer Bitte arglistig Textnachrichten gelöscht habe, sei falsch. Vielmehr habe man mit dem Büro des Generalinspekteurs in allen Belangen eng kooperiert, erklärte der Sprecher.
Die Handys der Personenschützer seien im Rahmen eines geplanten Austauschprogramms gelöscht worden, das begonnen habe, bevor das Heimatschutzministerium die Informationen sechs Wochen nach den Unruhen angefordert habe. Bei der im "voraus geplanten dreimonatigen Systemmigration" seien bestimmte Telefondaten verloren gegangen, aber "keine der gesuchten Textnachrichten". Der Generalinspekteur habe die elektronische Kommunikation erstmals am 26. Februar angefordert, nachdem der Geräteaustausch längst im Gange gewesen sei.
Ausschuss arbeitet Kapitol-Erstürmung auf
"Der Ausschuss wird über diese außerordentlich beunruhigende Vernichtung von Unterlagen unterrichtet werden und entsprechend reagieren", zitierte CNN den Vorsitzenden des Untersuchungsausschusses zur Kapitol-Attacke, Bennie Thompson. Das Gremium soll die Hintergründe der Ereignisse rund um den 6. Januar 2021 aufklären.
Anhänger des damaligen US-Präsidenten Donald Trump hatten an diesem Tag mit Gewalt den Parlamentssitz in der Hauptstadt Washington gestürmt. Dort war der Kongress zusammengekommen, um den Sieg seines demokratischem Herausforderers Joe Biden bei der Präsidentschaftswahl zu zertifizieren.
In den vergangenen Wochen gab es zahlreiche öffentliche Anhörungen, bei denen Trump schwer belastet wurde. Der Secret Service, der unter anderem für den Personenschutz des Präsidenten zuständig ist, stand zuletzt nach einer Zeugenaussage einer ehemaligen Mitarbeiterin des Weißen Hauses im Fokus.
Aussagen belasten Trump
Cassidy Hutchinson schilderte, dass Trump seine obersten Personenschützer des Secret Service am 6. Januar angeblich wütend aufgefordert habe, ihn zum Kapitol zu fahren. Trump verunglimpfte Hutchinson daraufhin als "Verrückte" und wies die Vorwürfe zurück. CNN berichtete, ein Polizist aus Washington habe dem Ausschuss einige Aussagen Hutchinsons bestätigt. Die beteiligten Leibwächter widersprachen Hutchinsons Darstellung allerdings.
Der Ausschuss erwäge außerdem eine Vorladung Trumps, zitierte das "Wall Street Journal" Ausschussmitglied Adam Kinzinger. Er gehe außerdem davon aus, dass das Gremium dem Justizministerium eine strafrechtliche Verfolgung des früheren Präsidenten empfehlen werde, so der Republikaner weiter. Der Ausschuss selbst kann keine rechtlichen Schritte einleiten.