USA Warum Texas bei jungen US-Amerikanern boomt
Kirche, Familie, Ölindustrie? Texas hat längst mehr zu bieten: Viele junge Menschen zieht es in den konservativen US-Bundesstaat, in dem sie mehr Perspektiven für sich sehen als in Kalifornien.
Downtown Houston im Bundesstaat Texas: Zwischen den steil aufragenden Hochhäusern ist eine Leinwand aufgestellt. Das Basketballteam der Universität Houston spielt an diesem Abend gegen das Team der Texas A&M University. Als Houston-Fan trägt der 25-jährige Student William ein rotes Trikot. Er ist vor zwei Jahren von Kalifornien nach Texas gezogen: wegen der Freundlichkeit der Leute, wie er sagt, und auch wegen der kulturellen Vielfalt, der niedrigeren Lebenshaltungskosten und der Zukunft, die man hier als junger Mensch habe. In Kalifornien sei das anders, fügt er hinzu.
Miete, Strom, Gas, Benzin Lebensmittel: Die Lebenshaltungskosten in Texas sind laut Datenerfassungs-Plattform Statista rund acht Prozent niedriger als im nationalen Durchschnitt. Deswegen steht der überwiegend konservative Bundesstaat vor allem bei jungen Leuten hoch im Kurs. Das Durchschnittsalter hier ist 35,6 Jahre - damit ist der sogenannte Lone Star State der drittjüngste Bundesstaat der USA.
Student Josh Martin mag besonders die kulturellen Unterschiede beim Essen. Es gebe in Houston so viele unterschiedliche Küchen und Kulturen, erzählt er: von typischem Southern Food über mexikanische Küche bis hin zu den Restaurants in Chinatown. Rund 30 Millionen Menschen leben in Texas - auf einer Fläche, die doppelt so groß ist wie Deutschland.
Wirtschaftsboom und Einwohnerwachstum
Texas ist der am schnellsten wachsende von allen 50 US-Bundesstaaten. Allein im vergangenen Jahr sind rund 473.000 Menschen nach Texas gezogen - vor allem aus Bundesstaaten wie Kalifornien, Florida, Louisiana, New York und Colorado. Insbesondere die Metropolregionen Houston, Dallas, Austin und San Antonio platzen aus allen Nähten.
Das Städtchen Texas City mit seinen 60.000 Einwohnern liegt nur eine 30-minüte Highway-Fahrt von Houston entfernt. Laut Stadtmarketing-Direktorin Jennifer Laird erlebt Texas City im Moment einen Riesen-Bevölkerungsboom. Die Stadt wachse doppelt so schnell wie der nationale Durchschnitt, sagt sie. In der Gemeinde würden gerade 8.000 neue Häuser gebaut. Neue Restaurants und Geschäfte machten auf, Unternehmen expandierten - ohne Frage eine große Wachstumsphase.
Texas City profitiere nicht nur von der Nähe zu Houston, erklärt Jennifer Baird, sondern biete auch jede Menge Jobmöglichkeiten: zum Beispiel in seinem Tiefwasserhafen am Golf von Mexiko, in den petrochemischen Werken, Erdölraffinerien und Chemiekonzernen.
Immobilienpreise in Metropolen ziehen an
Auch der gesamte Bundesstaat Texas ist ein wirtschaftliches Powerhouse: die Steuern sind niedrig, die staatliche Regulierung kaum spürbar. Viele US-Firmen haben deswegen ihren Firmensitz nach Texas verlegt; unter anderem der E-Autohersteller Tesla, das Softwareunternehmen Oracle und der IT-Konzern Hewlett Packard.
Noch ein Faktor macht Texas für viele US-Bürger attraktiv: der viele Platz und damit die günstigeren Immobilien- und Grundstückspreise. Die Durchschnittskosten für ein Haus sind wesentlich niedriger als etwa in Kalifornien oder im Nordosten der USA. Manchmal kosten sie nur die Hälfte oder sogar weniger als die Hälfte, sagt Jennifer Lairds Kollege, Jon Branson.
Der Run auf die Immobilien bleibt aber auch in der Boom-Region Texas nicht ohne Folgen: Seit der Pandemie gingen die Preise auch dort in begehrten Lagen nach oben, stellt Rogelio Saenz fest, Soziologie-Professor von der University of Austin. Gentrifizierung gebe es vor allem in den größten Städten von Texas: in Austin, San Antonio, im Ballungsraum Dallas-Fort Worth und in Houston.
Immer mehr konservative Hispanics wandern zu
Mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Texas sind Hispanics. Und es drängen immer mehr Latinos in den Bundesstaat, obwohl die texanische Regierung als immigrantenfeindlich und streng konservativ gilt.
Die Neubürger kämen nicht trotz, sondern wegen des konservativen politischen Klimas, behauptet der 24-jährige Joel Castro. Er ist Mitglied des Stadtrates in Alvin, Texas. "Die Leute wissen, dass das Recht auf Waffenbesitz hier nie in Frage gestellt wird", führt er als Beispiel an. "Man kann hier offen eine Waffen tragen. Das ist in der Verfassung verankert."
Der demographische Wandel der letzten Jahre hat Texas ganz offensichtlich nicht liberaler gemacht. Das dürfte daran liegen, dass auch viele junge Latinos immer konservativer werden. Der selbst mexikanisch-stämmige Republikaner Castro fasst es so zusammen:
Texas ist der beste Ort, um eine Familie zu gründen, ein Unternehmen aufzubauen und zur Kirche zu gehen.