Mit 96 Jahren "Calypso"-King Harry Belafonte gestorben
Berühmt machten Harry Belafonte seine von Leichtigkeit geprägten "Calypso"-Songs. Doch das Herz der Musik-Legende schlug für so viel mehr: den Film, die Theaterbühne und für den Kampf gegen Apartheid, Rassismus und Armut.
Mit seinem "Banana Boat Song" brachte Harry Belafonte in den 1950er-Jahren karibische Leichtigkeit in den musikalischen Mainstream der USA. Doch als seichter Entertainer hat sich der Sänger und Schauspieler nie verstanden, ganz im Gegenteil.
"Alle Songs sind politisch, sogar der 'Banana Boat Song', bei dem man - wenn man will - das Ächzen der schlecht bezahlten Hafenarbeiter heraushören kann, die faire Löhne fordern", sagte Belafonte einst selbst. Der Ohrwurm hatte trotzdem enormen Erfolg. Das dazugehörige Album "Calypso" wurde die erste Platte eines US-Solokünstlers, die sich mehr als eine Million Mal verkaufte.
Dabei wollte Belafonte eigentlich nie ein Sänger werden. "Als Kind habe ich die ganzen großen Sänger gehört. Ich habe das geliebt, ich habe sie verehrt. Aber ich selbst habe mich nie zum Sänger berufen gefühlt. Ich wusste gar nicht, wie ich klingen wollte", so der Musiker.
Bekannt wurde er vor allem durch seine Calypso-Hits. Er sang aber auch Blues und Folk und verkaufte insgesamt mehr als 100 Millionen Schallplatten.
An der Seite von Martin Luther King und Nelson Mandela
Belafonte machte auch als Schauspieler in mehr als 40 Hollywood-Filmen Karriere. Doch er habe auch gewusst, dass er noch etwas anderes im Leben machen müsse:
Ich hatte so viel Glück und Erfolg - da habe ich mir die Frage gestellt: Was mache ich mit so viel Macht, so viel Kraft?
Die Antwort fand Belafonte in einer Begegnung mit Martin Luther King. "Er kam nach New York, um hier in der Kirche zu predigen und er wollte mich treffen", erinnerte sich der Sänger an das erste Zusammentreffen. "Danach habe ich zu ihm gesagt: 'Sie haben mich gefangen mit Ihren Ideen. Ich bewundere, was Sie machen. Und ich fühle mich geehrt, dass Sie mich fragen, ob ich Ihnen helfen kann.'"
Gemeinsam organisierten sie den Marsch in Washington und die Proteste in Alabama - Meilensteine in der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung. Später kämpfte Belafonte mit Nelson Mandela gegen die Apartheid in Südafrika, sprach sich gegen den US-Imperialismus in Lateinamerika aus und engagierte sich als UNICEF-Botschafter für Kinder in Haiti und im Sudan.
Aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen
Seine Herkunft aus ärmlichen Verhältnissen hat Belafonte dabei nie vergessen: "Was kannst du alles mit einer Kartoffel machen? Das ist der Schöpfergeist der Armut." Seine Mutter habe "aus diesem einzigen Lebensmittel, das wir uns leisten konnten, jedes Mal ein kleines Festmahl gemacht. Es war immer eine Lust", blickte der Sänger einmal auf seine Kindheit zurück.
Belafonte wuchs im New Yorker Stadtteil Harlem auf. Der Vater war Schiffskoch aus Martinique, die Mutter Hilfsarbeiterin aus Jamaika, die ihren Sohn alleine großziehen musste. Als sie es nicht schaffte, ihn durchzubringen, schickte sie ihn zu Verwandten in ihre Heimat. Zurück in den USA meldete er sich mit 16 Jahren zum Militär. Danach arbeitete er als Hausmeister-Gehilfe in New York.
Eines Tages habe ihm ein Mieter als Trinkgeld für irgendwas zwei Eintrittskarten für das Theater gegeben, erzählte Belafonte einst. "Ich war erst ziemlich genervt, dass er mir nicht einfach zwei Dollar gibt, die ich eigentlich erwartet hatte. Sondern zwei Tickets."
Doch es waren Tickets, die sein Leben verändern sollten. Belafonte war derart fasziniert von seinem ersten Theaterbesuch, dass er an der Schauspielschule von Erwin Piscator studierte - mit Kollegen wie Tony Curtis, Marlon Brando und Walter Matthau. Gerne wäre er der erste "schwarze Hamlet" gewesen - entschied sich am Ende aber doch für die Musik:
Ich glaube, Musik ist eines der besten Mittel für Veränderung. Eine der besten Waffen im Arsenal des Guten.
Jetzt ist Harry Belafonte im Alter von 96 Jahren in New York an Herzversagen gestorben.