Trumps Zoll-Ankündigung Kanada telefoniert, China warnt, Mexiko droht zurück
Dass der künftige US-Präsident auf Zölle setzen will, ist lange bekannt. Jetzt hat Trump eine erste konkrete Ankündigung gemacht. Mexiko, Kanada und China stehen im Visier. Die Reaktionen sind unterschiedlich.
Hohe Zölle auf Importe, weil zu viele Einwanderer, Kriminalität und Drogen über die US-Grenzen kämen - so hat der designierte US-Präsident Donald Trump seine aggressive Handelspolitik begründet. In den betroffenen Ländern und darüber hinaus wird nun über die passende Gegenreaktion nachgedacht. Die einen wollen abwarten, andere drohen schon.
Mexiko will sich mit eigenen Zöllen wehren
So hat Mexiko Vergeltungsmaßnahmen in Aussicht gestellt. Wenn eine Seite Zölle verhänge, würde das auf der anderen Seite eigene Zölle nach sich ziehen, wodurch letztlich für beide Staaten wichtige Unternehmen in Gefahr kämen, sagte Präsidentin Claudia Sheinbaum. Konkret nannte sie US-Autobauer wie General Motors oder Ford, die seit Jahrzehnten in Mexiko seien. "Wozu eine Steuer einführen, die sie gefährdet? Das ist nicht akzeptabel und würde Inflation und Arbeitsplatzverluste in den Vereinigten Staaten und Mexiko verursachen."
Sheinbaum erklärte, die Migration und der Drogenkonsum in den Vereinigten Staaten würden nicht mit Drohungen oder Zöllen bekämpft. Zudem betonte sie die Rolle der USA bei den Problemen. 70 Prozent der Waffen, die in den Händen von Kriminellen in Mexiko landeten, kämen aus dem Nachbarland. "Die Waffen produzieren nicht wir. Die synthetischen Drogen konsumieren nicht wir."
Die Mexikanerin gab sich aber verhandlungsbereit. "Ich denke, wir werden eine Einigung erzielen", sagte sie und fügte hinzu: "Wir verhandeln auf Augenhöhe, es gibt hier keine Unterordnung, denn wir sind eine große Nation."
Kanada reagiert gelassen
Kanadas Premierminister Justin Trudeau erklärte lediglich, er habe nach Trumps Zollankündigung ein "gutes" Telefonat mit dem künftigen US-Präsidenten geführt. Sie hätten darüber gesprochen, wie anstehende Herausforderungen gemeinsam bewältigt werden könnten.
In einer Stellungnahme der kanadischen Regierung wurde die enge Verflechtung der beiden Volkswirtschaften betont. Es handle sich um eine "ausgewogene und für beide Seiten vorteilhafte Beziehung". Kanada kaufe mehr Waren aus den USA als aus China, Japan, Frankreich und Großbritannien zusammen. Zudem stammten etwa 60 Prozent der US-Ölimporte aus Kanada.
China warnt Trump
Auch China wird von Trump ins Visier genommen. Ein Sprecher der chinesischen Botschaft in Washington warnte vor einem Handelskonflikt. "Niemand wird einen Handelskrieg oder einen Zollkrieg gewinnen", erklärte Liu Pengyu. Die Wirtschafts- und Handelskooperation zwischen China und den USA sei für beide Seiten von Vorteil. Im Kampf beider Staaten gegen die Droge Fentanyl habe es zudem Fortschritte gegeben.
Ankündigung für den ersten Tag im Amt
Trump will an seinem ersten Amtstag hohe Importzölle auf alle Waren aus Mexiko und Kanada verhängen sowie zusätzliche Zölle auf Waren aus China. Das werde er am 20. Januar als eine seiner ersten Anordnungen auf den Weg bringen, erklärte Trump auf der von ihm mitbegründeten Plattform Truth Social.
Zölle sind eine Art Zuschlag auf importierte Waren. Sie werden an der Grenze fällig. Auf Waren aus Mexiko und Kanada sollen Zölle von 25 Prozent gelten. Das begründete er mit Einwanderern, die Kriminalität und Drogen mit über die beiden Grenzen in die USA brächten. Bis das aufhöre, sollten die Zölle in Kraft bleiben. Auf Waren aus China sollen zusätzliche Zölle von zehn Prozent gelten. Auch dies begründete Trump damit, dass Drogen wie das tödliche Fentanyl aus dem Land in die USA gelangten.
EU bereitet sich auf Zölle vor
Europäische Länder wurden in Trumps Ankündigung nicht genannt. Doch auch in der EU sind Zölle gefürchtet, weil der wichtige Handel mit den USA dadurch unattraktiver werden könnte. Dementsprechend groß ist die Besorgnis über die künftige US-Handelspolitik. Der scheidende EU-Außenbeauftragte Josep Borrell warnte vor einem Handelskrieg und betonte zugleich die Abwehrbereitschaft der Europäer: "Wir sind bereit, Gegenmaßnahmen zu ergreifen", drohte er.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck warnte: Am Ende würden alle verlieren, auch die USA. Die EU müsse geschlossen reagieren, "sich nicht zerlegen in zwei oder drei Länderblöcke, sondern als Europa gemeinsam sprechen", mahnte er.
Auch die deutsche Industrie ist besorgt. "Wir können im Prinzip darauf warten, bis die EU, bis Deutschland auf der Liste erscheinen. Das würde uns massiv schaden", sagte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie, Siegfried Russwurm. Der Wettbewerbsdruck auf Deutschland und Europa würde dann zusätzlich erhöht.
Mit Informationen von Anne Demmer, ARD Studio Mexiko