Bedingung für Gefangenenaustausch Kreml will Auslieferung des Tiergarten-Mörders
Russland hat im Gegenzug für die Freilassung zweier inhaftierter US-Bürger offenbar die Auslieferung des wegen des Tiergarten-Mordes in Deutschland verurteilten Russen gefordert. Die Überstellung ist jedoch unwahrscheinlich, so der US-Sender CNN.
Die Regierung in Moskau soll in den Verhandlungen über die Freilassung zweier in Russland inhaftierter US-Amerikaner offenbar die Überstellung des verurteilten Russen im sogenannten Tiergarten-Mordfall gefordert haben. Das berichtete der US-Sender CNN unter Berufung auf mit den Gesprächen vertraute Quellen. Russland habe den USA diese Forderung demnach bereits Anfang des Monats über informelle Geheimdienstkanäle unterbreitet.
Das Ersuchen ist laut CNN unter anderem als problematisch eingestuft worden, da der heute 56-Jährige in Deutschland im Gefängnis sitzt. Zusätzlich verlange die russische Regierung die Freilassung des in den USA inhaftierten russischen Waffenhändlers Viktor But.
"Kein ernsthaftes Gegenangebot"
Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, bestätigte einen entsprechenden Vorstoß russischer Vertreter. Er wies die Forderung aber entschieden zurück. "Zwei US-Bürger als Geiseln zu halten im Austausch für einen Mörder in einem Drittstaat, ist kein ernsthaftes Gegenangebot", sagte Kirby. "Es handelt sich um einen arglistigen Versuch, einem sehr ernsthaften Angebot und Vorschlag der USA auszuweichen." Russland müsse das US-Angebot ernst nehmen.
Die USA versuchen derzeit, die in Russland inhaftierte US-Basketballspielerin Brittney Griner und den ebenfalls in dem Land inhaftierten früheren US-Soldaten Paul Whelan freizubekommen.
Telefonat zwischen Blinken und Lawrow
US-Außenminister Antony Blinken hatte kürzlich erstmals seit Beginn des Kriegs in der Ukraine mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow gesprochen. Hintergrund ist ein Angebot der USA, dass die Freilassung von Griner und Whelan zu erreichen.
Zwar hat die US-Regierung bisher keine Details zur Art und Weise des Angebots bekannt gegeben und auch nicht bestätigt, dass es sich um einen Gefangenenaustausch handeln soll. Medienberichten zufolge beinhaltet der vor Wochen übermittelte Plan der USA aber einen Austausch mit dem in den USA inhaftierten russischen Waffenhändler But.
CNN berichtete unter Berufung auf einen deutschen Regierungsvertreter zudem, US-Vertreter hätten sich bereits an Deutschland gewandt, um grundsätzlich in Erfahrung zu bringen, ob auch der verurteilte Tiergartenmörder Vadim K. Teil des Austausches zwischen den USA und Russland werden könne. Das sei aber nie ernsthaft in Erwägung gezogen worden, hieß es.
Lebenslange Haft für Tiergarten-Mörder
Beim sogenannten Tiergarten-Mord im August 2019 war ein Georgier in der Parkanlage Kleiner Tiergarten in Berlin erschossen worden. Das Kammergericht Berlin hatte gegen den Russen Vadim K. im Dezember 2021 eine lebenslange Haftstrafe verhängt. Nach Überzeugung der Richter handelte dieser im Auftrag staatlicher russischer Stellen.
Russland wies diese Vorwürfe zurück. Der Fall hatte zu diplomatischen Verwerfungen zwischen Deutschland und Russland geführt. Beide Staaten wiesen jeweils mehrere Diplomaten des anderen Landes aus.