US-Präsident-Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung in Tucson, Arizona
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"Eine Katastrophe" Trump wettert gegen Top-Virologen Fauci

Stand: 20.10.2020 11:29 Uhr

Die Expertise des Virologen Fauci hat Trump schon oft in den Wind geschlagen. Kurz vor der Wahl holt der US-Präsident noch einmal weit aus, wirft ihm Fehler in der Corona-Pandemie vor - und bezeichnet ihn als "Katastrophe".

US-Präsident Donald Trump hat den führenden Immunologen und Regierungsberater Anthony Fauci Medienberichten zufolge als eine "Katastrophe" bezeichnet und ihm Fehler in der Corona-Pandemie vorgeworfen.

"Die Leute haben es satt, Fauci und all diese Idioten zu hören", sagte Trump nach Angaben der "New York Times" in einer Telefonkonferenz mit seinem Wahlkampfteam. Jedes Mal, wenn Fauci im Fernsehen auftrete, "gibt es immer eine Bombe", so der US-Präsident. "Aber es gibt eine größere Bombe, wenn man ihn feuert. Der Typ ist eine Katastrophe." Einem CNN-Bericht zufolge sagt Trump zudem mit Blick auf Fauci: "Wenn ich auf ihn gehört hätte, hätten wir 500.000 Tote."

Der US-Präsident dementierte die Berichte nicht. Auf Twitter schrieb er: "Alles, was ich von Tony verlange, ist, dass er bessere Entscheidungen trifft."

Tennessees Senator verteidigt Fauci

Bei einer Wahlkampfkundgebung in Prescott im Staat Arizona legte Trump nach und verhöhnte seinen demokratischen Rivalen Joe Biden für dessen Zusage, sich in der Corona-Pandemie am wissenschaftlichen Rat von Experten orientieren zu wollen. Sein Gegner wolle "auf Dr. Fauci hören", rief der Präsident.

Fauci gilt als renommierter Fachmann. Dass Trump in der Corona-Krise Ratschläge von Experten oft abtat, brachte dem Präsidenten auch aus den Reihen seiner Republikaner bereits Kritik ein. Tennessees Senator Lamar Alexander verteidigte Fauci gegen die Verbalattacken des Präsidenten. Wenn mehr Amerikaner auf den Immunologen gehört hätten, "hätten wir jetzt weniger Covid-19-Fälle und es wäre sicherer, zur Schule und zur Arbeit zurückzugehen und essen zu gehen", erklärte Alexander.

Fauci nicht überrascht von Trumps Corona-Infektion

Fauci selbst hatte in einem am Sonntag ausgestrahlten Interview des Senders CBS gesagt, dass ihn Trumps jüngste Corona-Infektion nicht überrascht habe. Schließlich halte der Präsident große Kundgebungen ab, bei denen kaum jemand eine Maske trage. Hinsichtlich einer Veranstaltung mit Trump im Rosengarten des Weißen Hauses Ende September sprach Fauci von einem "Superspreader-Event".

Erneut kritisierte Fauci auch Trumps Kampagnenteam dafür, Äußerungen von ihm zu Corona ohne Genehmigung und sinnentstellend in einem Wahlkampfspot genutzt zu haben.

Biden: Trump gegen wissenschaftliche Erkenntnisse

Bidens Team warf Trump vor, im Wahlkampfendspurt bewusst auf eine gegen wissenschaftliche Erkenntnisse gerichtete Botschaft zu setzen. Die Pandemie habe nun schon fast 220.000 Amerikaner das Leben gekostet, mehr als acht Millionen bestätigte Virus-Fälle mit sich gebracht und Millionen Jobs gekostet, teilte das Wahlkampfteam des Demokraten am Montag mit.

Trumps Angriffslinie in den letzten Tagen des Rennen ums Weiße Haus sei es, Biden vorzuwerfen, dass dieser auf den wissenschaftlichen Rat des Virologen Fauci höre. Biden selbst schrieb dazu kurz und knapp in einem Tweet: "Yes".

Mit einer ausführlicheren Reaktion ist am Donnerstag zu rechnen. Dann treffen Biden und Trump im letzten TV-Duell vor der Wahl aufeinander.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete B5 aktuell am 21. Oktober 2020 um 11:20 Uhr.