Grenzstreit mit Guyana Venezuelas Präsident Maduro kündigt Manöver an
Seit Wochen schwelt der Konflikt zwischen Venezuela und Guyana. Eine Mehrheit in Venezuela hatte dafür gestimmt, die Region Essequibo zur venezolanischen Provinz zu erklären. Großbritannien schickt ein Kriegsschiff - für Venezuela eine Provokation.
Die Spannungen zwischen Großbritannien und Venezuela verschärfen sich weiter. Nachdem Großbritannien ein Kriegsschiff vor die Küste von Venezuelas Nachbarland Guyana entsendet hatte, kündigte der venezolanische Präsident Nicolás Maduro am Donnerstag ein Militärmanöver mit mehr als 5.600 Soldaten an.
Maduro sagte, die "defensiv" angelegte Übung sei eine Reaktion "auf die Provokation und Drohung des Vereinigten Königreichs gegen den Frieden und die Souveränität unseres Landes". Guyanas Präsident Irfaan Ali sagte, weder Venezuela noch irgendein anderes Land habe etwas von Aktivitäten innerhalb des Hoheitsgebietes oder der Gewässer Guyanas zu befürchten. Das südamerikanische Land habe keine Ambitionen oder Absichten, etwas zu begehren, das uns nicht gehört.
Britisches Kriegsschiff soll heute eintreffen
Hintergrund ist ein Grenzstreit zwischen Venezuela und Guyana um die ölreiche Region Essequibo. Großbritannien hatte am Sonntag angekündigt, ein Kriegsschiff zu entsenden. Das britische Verteidigungsministerium erklärte, das Patrouillenboot "HMS Trent" werde noch im Dezember den "regionalen Verbündeten und Commonwealth-Partner Guyana" besuchen.
Unter Berufung auf Kreise des Außenministeriums von Guyana berichtet die Nachrichtenagentur AFP, dass das Boot heute eintreffen soll. Es solle für "weniger als eine Woche" für Verteidigungsübungen auf offener See im Hoheitsgebiet des südamerikanischen Landes bleiben.
Gewaltverzicht vereinbart
Venezuelas Verteidigungsminister Vladimir Padrino López bezeichnete die Entsendung des britischen Schiffes als "Provokation". Er verwies zudem auf eine Mitte Dezember zwischen Maduro und Guyanas Präsident Ali getroffene Vereinbarung, in der beide Seiten einen Gewaltverzicht zugesagt hatten.
Jegliche Kontroverse um das von Venezuela beanspruchte Gebiet in Guyana solle im Einklang mit dem internationalen Recht einschließlich eines Abkommens mit dem Vereinigten Königreich von 1966 über die damalige Kolonie Britisch-Guayana geklärt werden, hieß es in der gemeinsamen Erklärung. Die derzeitigen Grenzen wurden 1899 in einem Schiedsspruch eines Tribunals in Paris festgelegt, den die USA und Großbritannien veranlasst hatten.
Venezuela beruft sich auf ein Abkommen mit dem Vereinigten Königreich von 1966 - wenige Monate, bevor die damalige Kolonie Britisch-Guayana unabhängig wurde. Dieses sah eine Verhandlungslösung des Disputs vor. Der Internationale Gerichtshof befasst sich auf Antrag Guyanas mit dem Fall. Venezuela lehnt dessen Zuständigkeit jedoch ab.
Ölvorkommen 2015 entdeckt
Vor der Vereinbarung hatten sich die Spannungen um die in Guyana gelegene Region Essequibo massiv verschärft. Anfang Dezember hatten sich die Teilnehmer eines nicht bindenden Referendums in Venezuela laut Regierungsangaben mit 96 Prozent für die Zugehörigkeit Essequibos zu Venezuela ausgesprochen. Maduro rief kurz darauf dazu auf, das Gebiet per Gesetz zu einer venezolanischen Provinz zu erklären und Lizenzen für die Ölförderung auszugeben.
In Essequibo leben etwa 125.000 der insgesamt 800.000 Bewohner der ehemaligen britischen und niederländischen Kolonie Guyana. Venezuelas Begehrlichkeiten nahmen zu, nachdem der Ölkonzern ExxonMobil 2015 in dem Gebiet ein Ölvorkommen entdeckt hatte. Im Oktober wurde in der Region ein weiterer bedeutender Ölfund gemacht.