Katastrophe auf Hawaii Die unterschätzte Feuergefahr
Die Feuer auf Hawaii werden langsam eingedämmt, die Trauer um die 96 bestätigen Toten bleibt. So auch die Fragen: Warum nahm die Katastrophe solche Ausmaße an? Und was lief bei der Warnung schief?
Einmal im Monat geht auf den hawaiianischen Inseln der Alarm an: Dann wird der Ernstfall geprobt, wenn es zu einem Erdbeben oder Tsunami kommen sollte, erklärt die hawaiianische Kongressabgeordnete Jill Tokuda bei CNN.
Warum die Sirenen aber nicht losgegangen sind, als das verheerende Feuer mit Geschwindigkeiten von bis zu 100 Kilometern pro Stunde über Maui hinwegfegte, ist eine der vielen Fragen, die sich die Behörden jetzt stellen und untersuchen.
Es heißt, die Bevölkerung sei auf den Handys gewarnt worden, doch viele Augenzeugen sagen, nicht einmal das habe stattgefunden. Das schildert auch Claudia Garcia, die auf Maui lebt, gegenüber der ARD: "Sie haben die Bevölkerung nicht gewarnt. Der Strom in Lahaina war zwar aus. Aber wenn das der Fall ist, sollte der Alarm am Telefon trotzdem funktionieren. Es ist aber nichts passiert."
Gefahr durch umstürzende Stromleitungen
Kritik gibt es auch an den Stromversorgern. Diese hätten keine Notfallpläne gehabt, um den Strom wegen der extremen Winde als Vorsichtsmaßnahme abzuschalten. In Kalifornien, einem Bundesstaat, in dem es regelmäßig zu Waldbränden kommt, wird der Strom in gefährdeten Gebieten abgeschaltet. 2018 kam es in dem kalifornischen Ort Paradise zu einem verheerenden Brand mit 86 Toten. Grund für das Feuer war eine durch den starken Wind umgekippte Stromleitung. Das Feuer war bisher das tödlichste der vergangenen 100 Jahre in den USA, nun hält Maui diesen traurigen Rekord.
Klimawandel führt zur Dürre
Auf Hawaii hat man die Gefahr durch Brände offenbar unterschätzt. Dies geht aus einem Bericht hervor und auch die Kongressabgeordnete Tokuda räumt Versäumnisse ein: “Wir haben die Gefährlichkeit, die Geschwindigkeit von Feuer unterschätzt."
Dabei warnen Klimaforscher schon lange, dass die Erderwärmung auch auf Hawaii fatale Folgen haben kann. "Klimawandel ist Wetter auf Steroiden", erklärt etwas salopp der Klimaforscher Chip Fletcher von der Universität in Honolulu dem öffentlichen Radiosender HPR. "So funktioniert der Klimawandel: Er erhöht das Stresslevel langsam. Wir sehen, dass es immer wärmer wird, der Regen sich verändert und weniger wird." Das führe zu einer Dürre, die wiederum ihren Teil zur Tragödie von Lahaina beigetragen habe.
Eingeschleppte Pflanzenarten begünstigen Feuer
Der Klimawandel verändert auch die Natur: Eingeschleppte, also invasive, Pflanzenarten haben ebenfalls ihren Teil dazu beigetragen, warum sich die Feuer so schnell ausbreiten konnten.
Das sogenannte Guineagras gehört dazu. Dieses wachse auf Hawaii schnell, vertrocknet aber ebenso schnell und könne dann bei Bränden wie Zunder wirken, erzählte Biologe Lucas Fortini von der US Geologie Behörde gegenüber der ARD bereits im Februar: "Mit zunehmender Dürre besteht die Möglichkeit, dass es immer häufiger zu Bränden kommt. Wenn das passiert, sterben aber nicht nur viele einheimische Pflanzen, sondern es kommen vor allem die invasiven Arten zurück."
Klimaforscher Fletcher warnt, dass es auch häufiger zu großen Stürmen kommen könne. So hätten Winde von Hurrikan Dora die Feuer auf Maui angefacht. "Wir müssen extrem wachsam sein", mahnt Fletcher. Solche Extremwetterereignisse könnten in der Zukunft häufiger vorkommen.