Vorwurf von Amnesty Unterstützt EU Misshandlungen in Libyen?
Amnesty International hat der EU eine Mitschuld an Menschenrechtsverletzungen gegenüber Flüchtlingen in Libyen vorgeworfen. Die EU unterstütze libysche Behörden, die häufig mit Schleusern zusammenarbeiteten und Flüchtlinge folterten, erklärte die Menschenrechtsorganisation.
Die Europäische Union ist laut Amnesty International mitschuldig an systematischen Menschenrechtsverletzungen von Flüchtlingen in Libyen. Das Abschneiden der wichtigsten Migrationsroute von Afrika nach Europa habe zur Inhaftierung von rund 20.000 Menschen in überfüllten und unhygienischen Haftzentren in Libyen geführt, heißt es in einem Bericht der Menschenrechtsorganisation.
Dort seien sie Folter, Zwangsarbeit, Erpressung und Tötung ausgesetzt, so Amnesty weiter. Die europäischen Regierungen hätten nicht nur Kenntnis davon, sagte der Amnesty-International-Europa-Vorsitzende, John Dalhuisen. "Indem sie die libyschen Behörden aktiv dabei unterstützen, die Überfahrt über das Meer zu unterbinden und Menschen in Libyen festzuhalten, machen sie sich dieser Verbrechen mitschuldig."
Die europäischen Regierungen hätten gezeigt, wo ihre wahren Prioritäten lägen, kritisierte der Europa-Direktor von Amnesty, John Dalhuisen. Es ginge ihnen um die Schließung der zentralen Mittelmeerroute - das dadurch entstehende Leid würde nur wenig beachtet.
Hilfsorganisationen berichten schon länger über Misshandlungen von Flüchtlingen. Ein Medienbericht, nach dem in Libyen Flüchtlinge als Sklaven verkauft werden, hatte vor kurzem für Aufsehen gesorgt und war auch Thema beim EU-Afrika-Gipfel in der Elfenbeinküste.
Libyen ist nach dem Sturz von Machthaber Muammar Gaddafi ein weitgehend rechtloser Staat, in dem mehrere Milizen um die Vorherrschaft ringen. Das Land ist die wichtigste Durchgangsstation für afrikanische Migranten, die in die EU gelangen wollen.