Italienischer Philosoph Antonio Negri gestorben
Er galt als Vordenker der italienischen Linken. Der Staat warf ihm Umsturzversuche vor. Er wurde zu langer Haft verurteilt. Nun ist der Philosoph Antonio Negri im Alter von 90 Jahren gestorben.
Der einflussreiche radikal-linke italienische Philosoph und Politikwissenschaftler Antonio Negri ist im Alter von 90 Jahren gestorben. Das berichteten die italienischen Nachrichtenagenturen Ansa und Adnkronos. Negri galt als einer der Vordenker der italienischen Linken.
Bis zuletzt engagierte sich Negri politisch - etwa in der Partei des ehemaligen griechischen Finanzministers Yanis Varoufakis. Negri wurde 1933 in der norditalienischen Stadt Padua geboren und katholisch erzogen. Bereits während seines Studiums gründete Negri Arbeiterräte, organisierte Demonstrationen und verfasste Manifeste. Bereits mit 33 Jahren wurde er Staatstheorie-Professor.
Einflussreicher Intellektueller
Er galt früh als führender Theoretiker der italienischen radikalen Linken in den 1960er- und 1970er-Jahren und war zugleich Symbolfigur der linksextremistischen Revolte. Negri ist Autor zahlreicher Bücher - gemeinsam mit dem US-Literaturwissenschaftler Michael Hardt schrieb er unter anderem das Werk "Empire - die neue Weltordnung" und dessen Folgebände, mit dem er ein breites Publikum erreichte. Die Schrift wurde unter anderem als "kommunistische Manifest des 21. Jahrhunderts" bezeichnet.
Terrorismus-Vorwürfe
Nach der Ermordung des früheren Ministerpräsidenten Aldo Moro von der christdemokratischen Partei durch Linksterroristen im Jahr 1978 wurde Negri gemeinsam mit vielen anderen linken Intellektuellen auf Basis neuer italienischer Anti-Terror-Gesetze verhaftet und wegen Umsturzversuche gegen den italienischen Staat angeklagt. Negri entging zunächst der Haft, weil es ihm 1983 gelang, für eine radikalliberale Partei ins Parlament gewählt zu werden. Er genoss sodann Immunität und floh nach Frankreich.
Negri stellte sich Ende der 1990er-Jahre und verbüßte in Italien einen Teil seiner Strafe. Negri wurde 2003 entlassen und zog nach Frankreich, wo er bis zu seinem Tod lebte.