Arktis-Expedition Forschen in der "Klimaküche"
Festgefroren im Packeis wollen Wissenschaftler herausfinden, wie die Arktis das Klima beeinflusst. Die Forscher arbeiten unter widrigsten Bedingungen. In Berlin berichteten sie von ihren ersten Erkenntnissen.
Die Dunkelheit - das war die größte Herausforderung bisher. Monatelang mussten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der MOSAiC-Expedition in der Arktis während der Polarnacht ohne natürliches Licht arbeiten, berichtet Expeditionsleiter Markus Rex:
Dort ist die Schwärze richtig brillant schwarz, nur unterbrochen durch das Licht der eigenen Stirnlampe. Und man bewegt sich immer in so einer kleinen Blase von Licht über das Eis. Man hat es schwer, sich die Zusammenhänge des ganzen Forschungsstädtchens, das wir auf dem Eis aufgebaut haben, im Kopf klarzumachen.
Im Ganzen könne man sich das nie anschauen. Die Forscher müssten sich die einzelnen Bestandteile im Kopf zu einer Karte zusammensetzen, nur so funktioniere das.
Noch bis Mitte März bleibt die Sonne in der Arktis unter dem Horizont. Die Forscher sehen nur eine so genannte "nautische Dämmerung".
Bundesregierung zahlt 70 Millionen Euro
Licht ins Dunkel zu bringen, also: zu bestimmen, wie genau der Einfluss der Arktis auf das Klima aussieht, das ist Ziel der Expedition. Internationale Wissenschaftler mit unterschiedlichen Schwerpunkten arbeiten hier zusammen. Manche nehmen das Eis in den Blick, andere die Atmosphäre, wieder andere das gesamte Ökosystem.
Eine Summe von 70 Millionen Euro fließt aus dem Bundesforschungsministerium in dieses Projekt. Das ist es wert, meint Ministerin Anja Karliczek. "Wir wissen, dass der Einfluss der Eismassen in der Arktis auf das weltweite Klima gigantisch ist. Wir sagen immer so schön: Das ist die Klimaküche dort oben - und dass die Arktis sich erwärmt, und zwar doppelt so schnell wie der Rest der Erde. Das zeigt schon, wie groß die Dramatik ist und dass die Geschwindigkeit beispiellos ist."
Einsatz unter schwierigen Bedingungen
Vor Ort war auch Julia Regnery vom Alfred-Wegener-Institut. Sie gehört zum Koordinationsteam für dieses Projekt. Dynamisch, fordernd, wunderschön - so beschreibt sie ihre Zeit in der Arktis. Man braucht aber viel mehr Zeit für alles, berichtet sie. Man denke selber, dass man das Equipment in fünf Minuten fertig habe, wenn man raus vor die Tür wolle. "Aber nein, es kann auch mal 15 - 20 Minuten dauern, bis man Schneemobil und den Schlitten bereit hat, wenn es unter minus dreißig Grad kalt ist."
Die Mechanik des Klimasystems
Die Wissenschaftler haben schon anfangen, die gesammelten Daten aus der Arktis auszuwerten. Es sind gewaltige Mengen, berichtet Expeditionsleiter Rex. Es werde nicht wahnsinnig schnell gehen, bis Ergebnisse vorliegen.
Stellen Sie sich die Forschung in dem Bereich so vor wie jemanden, der ein Uhrwerk aufmacht und vorher nicht weiß, wie eine Uhr funktioniert. Der jetzt verstehen möchte: Wieso zeigt dieses Instrument eigentlich die Zeit an und wie geht das? Er muss jedes einzelne Zahnrädchen verstehen, jedes Schräubchen, jedes Federchen da drin.
Man wolle die Mechanik des Klimasystems verstehen, um ein besseres, stabileres Klimamodell zu entwickeln. Mit dessen Hilfe solle die Politik dann klare Entscheidungen treffen können.