Nach Fällen im Iran Vergiftung afghanischer Schülerinnen vermutet
Im Norden Afghanistans sind zahlreiche Schüler möglichweise Opfer eines Giftanschlags geworden. Fast 90 Kinder - die meisten davon Mädchen - klagten über Atemnot und Übelkeit. Einige von ihnen wurden ins Krankenhaus eingeliefert.
In Afghanistan hat es Angaben der Behörden zufolge einen Giftanschlag an zwei Schulen gegeben. Wie Omair Saripuli, Direktor der Informationsbehörde in der nordafghanischen Provinz Sar-i Pul, der Nachrichtenagentur dpa mitteilte, klagten bereits am Samstag fast 90 Kinder - die meisten davon Mädchen - über Symptome wie Atemnot und Übelkeit. Saripuli vermutet nach eigener Aussage eine Vergiftung.
Nachweise zu möglichen Giftspuren waren bisher nicht bekannt. Auch wurden nach Aussage Saripulis bisher noch keine Verdächtigen im Zusammenhang mit den Vorfällen festgenommen. Behörden ermittelten.
Auch drei Lehrerinnen und ein Lehrer sowie ein weiterer Mitarbeiter an einer der Schulen und ein Vater seien betroffen, so Saripuli weiter. Einige der Kinder seien ins Krankenhaus gebracht worden. Ihr Zustand sei stabil. Zudem habe es Symptome wie tränende Augen und laufende Nasen bei den Schulkindern gegeben. Der im Ausland ansässige Nachrichtensender Amu TV zeigte in einem Video betroffene Schulkinder in einer Klinik.
Unterschiedliche Angaben zu Betroffenen
Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge spricht die Polizei in der Provinz von 60 ins Krankenhaus eingelieferten Mädchen. Unbekannte seien demnach in die Schule eingedrungen, sagte ein Polizeisprecher. Als die Mädchen zum Unterricht kamen, seien sie vergiftet worden. Die Polizei soll sich weder dazu geäußert haben, welches Gift verwendet wurde - noch dazu, wer hinter dem Anschlag stecken könnte.
Der afghanische Nachrichtensender Tolo News hatte am späten Sonntagabend unter Berufung auf den Direktor der Bildungsbehörde, Mohammad Rahmani, von 77 betroffenen Schülerinnen an zwei Schulen gesprochen. Auch Rahmani vermutete laut Tolo News eine mögliche Vergiftung als Ursache.
Reihe mutmaßlicher Giftanschläge im benachbarten Iran
In den vergangenen Monaten hatte es Berichte über eine Serie von Giftanschlägen auf Mädchenschulen in Afghanistans Nachbarland Iran gegeben. Dabei erkrankten seit November Tausende Schülerinnen. Einige Politiker hatten angedeutet, die Schülerinnen könnten Ziel religiöser Gruppen gewesen sein, die eine Schulbildung für Mädchen ablehnen. Im Iran hatten sich Schülerinnen aber auch an regierungsfeindlichen Protesten beteiligt, die nach dem Tod der 22-jährigen Mahsa Amini begonnen hatten.
In Afghanistan ist es in der Vergangenheit mehrfach vor allem zu Übergriffen auf Schülerinnen durch oft unbekannte Täter gekommen, auch vor Machtübernahme der Taliban. Auch Giftgas soll verwendet worden sein.
Seit ihrer erneuten Machtübernahme im August 2021 haben die Taliban Mädchenschulen von der siebten Klassenstufe an geschlossen.