Proteste in der Landwirtschaft Indiens Bauern beginnen "Marsch auf Delhi"
Faire Preise für ihre Erzeugnisse und mehr staatliche Unterstützung, das fordern die indischen Bauern. Ihr Protest führt sie in die Hauptstadt Neu-Delhi, wo die Polizei mit Straßensperren und Wasserwerfern auf sie wartet.
Die Luft ist vernebelt von Tränengas. Am frühen Nachmittag, etwa 200 Kilometer entfernt von der indischen Hauptstadt, gibt es die ersten heftigen Zusammenstöße zwischen den Bauern und der Polizei - an der Grenze zwischen den indischen Bundesstaaten Punjab und Haryana.
Hunderte Bauern versuchen hier Barrikaden der Sicherheitskräfte zu überwinden, wie ein Reporter des indischen Fernsehens berichtet: "Den Bauern ist es bisher nicht gelungen, auf die andere Seite zu gelangen." Die Sicherheitskräfte setzen Wasserwerfer ein. Einige Demonstranten werden verletzt.
Neu-Delhi rüstet sich
Auch die Hauptstadt Neu-Delhi bereitet sich auf den Ansturm der Bauern vor. Tausende Sicherheitskräfte sind im Einsatz, schwer bewaffnet und ausgestattet mit Helm und Schutzweste.
Am frühen Morgen hatten Polizisten und Soldaten an den wichtigsten Straßen Barrikaden errichtet. Teilweise mehrfach gesichert - mit Stacheldraht und auch schweren Zementblöcken, einige davon sogar einbetoniert. An anderen Orten blockieren sie mit Lastwagen und Schiffscontainern die Straße.
Hunderte Traktoren und Transportwagen füllen die Straßen in Richtung Neu-Delhi.
Ergebnisloses Treffen mit der Regierung
Die Bauern fordern einen Mindestpreis für das Getreide und generell mehr finanzielle Unterstützung. Ein Treffen zwischen Verbänden und Regierungsvertretern war am Montag nach sechs Stunden zu Ende gegangen - ohne Ergebnis.
Bauer Sarvan Singh Pander sagte der Nachrichtenagentur Reuters: "Wir waren der Meinung, dass es jetzt nicht angebracht ist, der Regierung mehr Zeit zu geben. Wenn es einen guten Vorschlag gibt, dann können wir darüber nachdenken, ihnen mehr Zeit zu geben. Aber sie haben nichts anzubieten."
Arjun Munda, der Landwirtschaftsminister der indischen Zentralregierung, merkte nach dem Treffen an: "Es gab einige Themen, bei denen wir gesagt haben, dass ein Ausschuss für eine dauerhafte Lösung gebildet werden sollte."
Doch ein Ausschuss dürfte den Bauern kaum reichen. Zahlreiche Verbände hatten gestern zum "Marsch auf Delhi" aufgerufen. Sie erwarten mehr als 25.000 Bauern mit etwa 5.000 Traktoren aus den umliegenden, ländlich geprägten Bundesstaaten um Indiens Hauptstadt.
Proteste kurz vor Parlamentswahl
Die Proteste finden nur wenige Monate vor der Parlamentswahl in Indien statt. Bereits vor drei Jahren hatten schon einmal Tausende Bauern protestiert. Am Stadtrand von Delhi hatten sie ein Protestcamp aufgeschlagen, ein ganzes Jahr demonstrierten sie hartnäckig. Am Ende sah sich die Regierung von Premierminister Modi gezwungen, einige Gesetze zurückzunehmen.
Für Neu-Delhi hat die Polizei in den kommenden vier Wochen größere Versammlungen verboten. Außerdem Waffen wie Schwerter, Speere und Bambusstöcke.