Mehr als 130 Tote in Indien Erste Festnahmen nach Brückeneinsturz
Die indische Polizei hat neun Menschen wegen des Einsturzes einer Brücke festgenommen. Darunter sind auch zwei Manager der Firma, die die Brücke zuvor renoviert hatte. Die Zahl der Toten ist gestiegen.
Nach dem Einsturz einer Fußgängerbrücke in Indien sind neun mutmaßliche Verantwortliche festgenommen worden. Das teilte die Polizei des Bundesstaats Gujarat mit. Den Festgenommenen werde die schuldhafte Verursachung von Todesfällen zur Last gelegt.
Untersuchung gegen Bauunternehmer
Dabei handele es sich um Menschen mit Verbindungen zu der Baufirma, die die Fußgängerbrücke kurz zuvor renoviert hatte. "Unter den neun Festgenommenen sind zwei Manager der Firma Oreva, zwei Eintrittskartenverkäufer, zwei Bauunternehmer und drei Wachleute", erklärte die Polizei. Nach dem Unglück hatte sie eine Untersuchung gegen den Bauunternehmer eingeleitet.
Die bei Touristen beliebte Hängebrücke in der westindischen Großstadt Morbi war am Sonntag eingestürzt, als sich eine Menge von 400 bis 500 Menschen während eines religiösen Feiertags auf oder an ihr versammelt hatte. Nach dem Riss der Tragekabel soll die Brücke innerhalb von Sekunden kollabiert sein. Das historische Bauwerk aus dem 19. Jahrhundert war monatelang renoviert und erst vergangene Woche wiedereröffnet worden.
Berichte von über 140 Toten
Die Zeitung "Hindustan Times" berichtete, dass deutlich mehr Menschen auf der Brücke gewesen seien als für ihren Zutritt Tickets gekauft hatten. Ein Sicherheitsmann habe sie nicht aufhalten können. Ein örtlicher Behördenvertreter sagte dem Sender NDTV, dass die Lokalbehörden die Brücke nach den Sanierungsarbeiten noch nicht geprüft und keine Wiedereröffnungsfreigabe gegeben hätten.
Die Todeszahl soll unterdessen auf mindestens 141 Tote gestiegen sein, wie die Nachrichtenagentur dpa unter Berufung auf die Polizei berichtet. Andere Agenturen melden bestätigte Todeszahlen zwischen 133 und 137, darunter etwa 50 Kinder. Die meisten Opfer seien Frauen, Kinder und ältere Menschen gewesen, hieß es.
Mindestens 177 Menschen seien aus dem Machchhu-Fluss gerettet worden, über den sich die Brücke spannte.
Suche nach Vermissten geht weiter
Auf Aufnahmen von Überwachungskameras und Videos im örtlichen Fernsehen und den sozialen Medien ist zu sehen, wie sich nach dem Einsturz Menschen im Wasser an Brückenteilen festhalten, schreien und Rettungsteams auf Booten zu ihnen kommen. Viele Inderinnen und Inder können nicht schwimmen.
Im Internet machten auch Aufnahmen die Runde, die zeigen, wie kurz vor dem Einsturz viele Menschen auf der 1,25 Meter breiten und 230 Meter langen Fußgängerbrücke sprangen und diese sich entsprechend hin- und her bewegte. Ein Augenzeuge berichtete dem Fernsehsender NDTV, die Brücke habe so sehr geschaukelt, dass man nicht habe stehen können, ohne sich festzuhalten. Ihm zufolge versuchte niemand, die Menge zu kontrollieren.
Unglücke wegen alter und schlecht gewarteter Infrastruktur sind häufig in Indien. Beim Einsturz einer Hochstraße waren 2016 in Kolkata 26 Menschen ums Leben gekommen. 2011 starben mindestens 32 Menschen im Nordosten des Landes, als ein Feiertagsgedränge eine Brücke zum Einsturz brachte.