Raumstation Tiangong Erstmals ziviler Taikonaut im Weltall
China hat zum ersten Mal einen Menschen ins All geschickt, der nicht dem Militär angehört. Zusammen mit zwei Kollegen soll er auf der chinesischen Raumstation wissenschaftliche Experimente vornehmen.
Countdown, Zündung, oben in der Raumkapsel salutieren die drei Raumfahrer in die On-Board-Kamera. Dann schießen die Flammen aus den Triebwerken der chinesischen Rakete vom Typ "Langer Marsch 2F" und bringen die Crew auf den Weg Richtung Weltall.
Am Boden wedeln Schaulustige mit China-Fahnen, und das chinesische Staatsfernsehen zeigt einen offenbar gelungenen Start der Shenzhou-16-Mission. Diese hat ein Crewmitglied, das erstmals nicht dem Militär angehört: der 36-jährige sogenannte Nutzlast-Spezialist Gui Haichao.
Start der Trägerrakete vom Typ "Langer Marsch 2F"
"Ich bin hauptsächlich für die Ausrüstung unserer Mission verantwortlich, dass sie funktioniert und in Schuss ist. Aber ich werde auch Experimente vornehmen, neue Werkzeuge ausprobieren, Daten sammeln und analysieren", erzählte Gui auf einer Pressekonferenz vor dem Abflug.
Wenn er nicht gerade ins All fliegt, ist Gui Professor an der Universität für Luft- und Raumfahrt in Peking. Seine Universität beschreibt ihn als Sprössling einer "herkömmlichen Familie" aus einer Provinz im Westen des Landes. Er selbst sagt, er habe keine Sekunde gezögert, als China im Jahr 2018 die Regel hat fallen lassen, dass alle Raumfahrer auch Militärangehörige sein müssen.
Raumstation ist seit Jahresbeginn funktionsfähig
Mit einer Zeremonie, samt Blasmusik und Jubel, waren die drei Raumfahrer am Morgen des Starts im Raumfahrtzentrum Jiuquan im Nordwesten des Landes verabschiedet worden. Auf ihrer Mission sollen sie die bisherige Crew der chinesischen Raumstation Tiangong ablösen.
Die Station ist seit Jahresbeginn voll funktionsfähig. Derzeit besitzt sie ein Viertel der Masse der Internationalen Raumstation ISS. Konkrete Pläne zur Erweiterung von Tiangong existieren bereits. Von der Nutzung der ISS ist China vor allem auf Drängen der USA ausgeschlossen.
Doch Chinas Raumfahrtprogramm soll wachsen, so will es die kommunistische Führung. Im Staatsfernsehen hatte dessen Chef Zhou Jianping zuletzt darauf hingewiesen, dass es dafür mehr Personal brauche: "Mit der funktionierenden Raumstation hat auch die Zahl der bemannten Flüge zugenommen. Wir brauchen mehr Astronauten - mindestens sechs pro Jahr - um diese Missionen auszuführen. Wer aus dem All zurückkommt, muss sich erst erholen, also muss unser Astronauten-Team größer werden."
Programm untersteht der kommunistischen Partei
Auch wenn jetzt nominell ein Zivilist ins All geflogen ist - Raumfahrt ist und bleibt in China Sache des Militärs. Beide - das Raumfahrtprogramm und die Volksbefreiungsarmee - unterstehen der Kommunistischen Partei und deren Anführer Staatschef Xi Jinping. Der will, dass China möglichst schnell zu führenden Raumfahrtnationen wie den USA und Russland aufschließt.
Am Montag hatte die nationale Weltraumbehörde angekündigt, spätestens im Jahr 2030 eine bemannte chinesische Mondmission starten zu wollen.
Im kommenden November soll die nächste Mission zur Raumstation Tiangong starten. Ob dann wieder ein Crewmitglied mitfliegen darf, das nicht dem Militär angehört, ist nicht bekannt.