Xi empfängt Bill Gates Chinesische "Paralleldiplomatie" auf Hochtouren
Während es politisch zwischen China und den USA kriselt, läuft die Wirtschaftsdiplomatie auf Hochtouren. Nach Elon Musk und Tim Cook traf sich nun auch Bill Gates mit der chinesischen Staatsführung.
Die Worte, die Chinas Außenminister Qin Gang im Telefonat mit seinem US-Kollegen Antony Blinken Anfang der Woche gewählt hat, waren harsch: Mischt Euch nicht in unsere inneren Angelegenheiten ein, respektiert unsere Ansprüche auf Taiwan, hört auf, unsere Souveränität zu untergraben.
Chinas staatliche Medien stellten das Telefonat Anfang der Woche als chinesische Machtdemonstration gegenüber der US-Regierung dar. Ein ähnlicher Ton fiel auf chinesischer Seite gegenüber Vertretern der US-Regierung zuletzt immer wieder.
Bill Gates - der "erste amerikanische Freund"
Völlig gegensätzlich behandelt Chinas kommunistische Führung amerikanische Wirtschaftsvertreter. In Peking empfing heute Staats- und Parteichef Xi Jinping Bill Gates, den Gründer des Softwarekonzerns Microsoft und Leiter der nach ihm benannten Wohltätigkeitsstiftung.
Eine Regierungssprecherin bezeichnete Gates als "den ersten amerikanischen Freund", den Xi dieses Jahr persönlich getroffen habe. Ende Mai posierte Chinas Außenminister Qin Gang in Peking lächelnd mit dem Chef des US-Autokonzerns Tesla, Elon Musk. Apple-Chef Tim Cook trat Ende März bei einer staatlich organisierten Wirtschaftskonferenz in China auf.
"Parallel-Diplomatie" der chinesischen Staatsführung
Chinas Führung sei bestrebt, sich mit möglichst vielen hochrangigen ausländischen Wirtschaftsvertretern zu treffen - schließlich schwächele gerade die Konjunktur der Volksrepublik, sagt Agatha Kratz, Expertin für Chinas globale Handelsdiplomatie beim Wirtschaftsforschungsinstitut Rhodium Group in Paris. Für die US-Regierung sei es zurzeit unglaublich schwierig, mit Vertretern der chinesischen Führung zu sprechen.
Vereinbarte Treffen würden abgesagt, Absprachen nicht eingehalten. Nicht ausgeschlossen, so Kratz, dass das demonstrative Werben um US-Wirtschaftsvertreter eine Art geplante Paralleldiplomatie der chinesischen Staatsführung sei.
Am Sonntag wird US-Außenminister Blinken in China erwartet, zum ersten Mal während seiner Amtszeit. Ein von den USA angefragtes Treffen der Verteidigungsminister der beiden Länder bei einer Sicherheitskonferenz in Singapur hatte Chinas Staatsführung Anfang Juni abgesagt.