
Humanitäre Hilfe WHO beklagt fehlende US-Millionen für Gazastreifen
Die Weltgesundheitsorganisation beklagt eine große Finanzlücke bei den Hilfen für den Gazastreifen. 46 Millionen Dollar fehlen demnach, weil die USA ihre Zahlungen ausgesetzt haben. Das treffe vor allem die Schwerkranken.
Die USA haben ihre Zahlungen für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eingefroren - mit deutlichen Folgen für die Hilfe im Gazastreifen: Der Organisation fehlten nun insgesamt 46 Millionen Dollar für das Gebiet, sagte Rik Peeperkorn, WHO-Koordinator für die von Israel besetzten Gebiete. Das Geld sei unter anderem vorgesehen gewesen für die Evakuierung schwer kranker Kinder und den Wiederaufbau schwer beschädigter Krankenhäuser.
Sechs Bereiche blieben so unterfinanziert, sagte Peeperkorn, darunter Rettungseinsätze, die Sanierung von Gesundheitseinrichtungen, die Koordination mit Partnerorganisationen und Evakuierungen aus medizinischen Gründen.
WHO hofft auf zeitnahe Freigabe der US-Hilfen
Peeperkorn sprach per Videolink aus dem Gazastreifen mit Reportern in Genf. Noch könnten die Operationen mit Geld anderer Geber finanziert werden. Die WHO hoffe aber, dass das Geld wieder freigegeben werde, sagte der WHO-Koordinator.
Die Hilfe in den medizinischen Bereichen ist dringend notwendig: Seit dem 1. Februar wurden nach Angaben von Peeperkorn 889 schwer kranke Patienten aus dem Gazastreifen gebracht, unter ihnen 335 Kinder. Es warteten aber Tausende weitere auf Hilfe, die sie dort nicht bekommen können. Er appellierte an Israel, wie vor dem Krieg wieder Verlegungen in Krankenhäuser nach Ost-Jerusalem oder in das besetzte Westjordanland zu ermöglichen.
Polio-Impfungen schreiten voran
Gute Neuigkeiten konnte er von der Polio-Impfkampagne verkünden: In den vergangenen Tagen seien 92 Prozent der 591.000 Kinder unter zehn Jahren, die geimpft werden sollen, erreicht worden. Die Kampagne war nötig, weil nach zwei Impfrunden im vergangenen Herbst trotzdem noch Polioviren im Abwasser gefunden wurden. Rund 7.000 Kinder hätten wegen der Kriegssituation damals nicht erreicht werden können.
Das Palästinensische Rote Kreuz eröffnete außerdem ein Feldlazarett mit 54 Betten in Gaza-Stadt. Dort könnten Neugeborene versorgt werden, und es verfüge über eine Intensivstation sowie zwei Operationssäle. Die ersten Patienten seien schon in den frühen Morgenstunden angekommen, teilte die Föderation der Rotkreuzgesellschaften (IFCR) mit.
Sorge über Lage im Westjordanland
Neben den fehlenden US-Hilfen bereiten der WHO aber auch die Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen im besetzten Westjordanland Sorge: "Wir sehen, dass die Gewalt und Angriffe auf das Gesundheitswesen im Westjordanland stark zunehmen", sagte Peeperkorn. Allein in diesem Jahr gab es laut WHO 44 Angriffe auf die Gesundheitsversorgung im besetzten Westjordanland. Die Organisation berichtete auch von "schweren Bewegungseinschränkungen", darunter Hindernisse für die Bewegung von Krankenwagen und den Zugang für Gesundheitshelfer.
Am Sonntag hatte Israel seinen Einsatz im besetzten Westjordanland ausgeweitet: Erstmals seit zwei Jahrzehnten drangen Panzer bis in den Norden vor. Die Armee leerte und besetzte drei Flüchtlingslager mit insgesamt 40.000 Menschen.