Zwischen Gaza und Ägypten Übergang Rafah offen - Patienten verlassen Gaza
Im Zuge der Waffenruhe im Gazastreifen können einige Kranke und Verletzte das Krisengebiet verlassen. Der Grenzübergang Rafah wurde erstmals wieder geöffnet. Tausende Lkw warten darauf, Hilfsgüter in das Küstengebiet zu bringen.
Seit rund zwei Wochen herrscht zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas eine Waffenruhe. Mehrere Geiseln der Islamisten wurden bereits freigelassen - zuletzt drei Männer, die zurück nach Israel konnten. Jetzt der nächste Fortschritt: Erstmals seit fast neun Monaten ist der Grenzübergang Rafah zwischen Ägypten und dem Süden des Gazastreifens wieder geöffnet worden.
Patienten und Angehörige können ausreisen
Mehrere Patienten aus Gaza wurden über Rafah zur ärztlichen Behandlung nach Ägypten gebracht, wie der Ägyptische Rote Halbmond bestätigte. Der staatsnahe ägyptische TV-Sender Al-Kahira News zeigte Bilder der ausreisenden Patienten. Dem TV-Sender Al Jazeera zufolge sollten rund 50 Patienten mit Krebs- und Herzerkrankungen ausreisen können. Diese Zahl bestätigte auch die Weltgesundheitsorganisation WHO, die die Ausreisenden mit einem Team vor Ort unterstützte.
Al-Kahira News berichtete, dass rund 100 Menschen ausreisen würden, darunter Kranke, Verletzte und deren Begleitpersonen. Zunächst wurden ein Junge mit einer Immunkrankheit in Begleitung seiner Mutter sowie ein Mädchen, dem ein Bein amputiert werden sollte, nach Ägypten gebracht. Sie fuhren in Krankenwagen auf der palästinensischen Seite in den Transitbereich des Übergangs ein, wo ägyptische Krankenwagen auf sie warteten. Mit solchen Transfers hatten Kranke und Verletzte das Gebiet auch vor der Schließung Rafahs verlassen.
In Rafah wurden die Patienten für die Fahrt nach Ägypten vorbereitet.
Insgesamt benötigen nach WHO-Angaben 12.000 bis 14.000 Personen dringend medizinische Hilfe, die im Gazastreifen nicht geleistet werden kann. Darunter seien mindestens 2.500 Kinder. Es geht um Menschen mit lebensbedrohlichen Krankheiten oder Kriegsverletzungen.
Lastwagen mit Hilfsgütern warten auf Einreise
In Rafah ist der einzige Grenzübergang, der nicht über israelisches Gebiet führt. Er wurde geschlossen, nachdem Israels Armee dort im vergangenen Mai auf palästinensischer Seite die Kontrolle übernommen hatte.
Der Grenzübergang ist für die Ausreise verletzter und kranker Menschen zur Behandlung in Ägypten und anderen Ländern ebenso wichtig wie für die Einfuhr von Hilfsgütern in den Gazastreifen. Dort leiden nach UN-Angaben rund zwei Millionen Menschen an Hunger.
Es gibt bislang keine Hinweise darauf, dass auch die Hilfslieferungen über Rafah wieder aufgenommen werden. Diese kommen seit Monaten nur über von Israel kontrollierte Übergänge in den Küstenstreifen. Dem Ägyptischen Roten Kreuz zufolge wurden 3.000 Lastwagen mit humanitären Hilfsgütern für die Einreise nach Gaza über den Rafah-Übergang vorbereitet.
Auf ägyptischer Seite warten Lastwagen mit Hilfsgütern
Die Vereinten Nationen und Hilfsorganisationen drängen seit Monaten auf eine Wiederöffnung Rafahs, um Hunderttausende Menschen im Gazastreifen humanitär besser versorgen zu können. Wegen der Schließung des Übergangs kamen Hilfsgüter wie Lebensmittel, Wasser und Arzneimittel in vergangenen Monaten nur durch von Israel kontrollierte Übergänge wie Kerem Schalom, Erez und Kissufim.