Nach Angriff der Hamas UN-Chef sieht Nahen Osten "am Rande des Abgrunds"
UN-Generalsekretär António Guterres hat von der Hamas eine Freilassung aller Geiseln und von Israel die Zulassung von Hilfslieferungen in den Gazastreifen verlangt. Der Nahe Osten stehe "am Rande des Abgrunds", warnte er.
Angesichts eines Nahen Ostens "am Rande des Abgrunds" hat UN-Generalsekretär António Guterres eindringlich die sofortige Freilassung der von der islamistischen Hamas verschleppten Geiseln und raschen humanitären Zugang zum Gazastreifen gefordert. "Jedes dieser beiden Ziele ist berechtigt", sagte Guterres. "Sie sollten nicht zu Verhandlungsmasse werden und sie müssen umgesetzt werden, weil es das Richtige ist."
Dem Gazastreifen gingen "Wasser, Strom und andere lebenswichtige Güter aus", erklärte Guterres. Die UN verfügten über Vorräte an Nahrungsmitteln, Wasser, medizinischen Hilfsgütern und Treibstoff in Ägypten, Jordanien, im Westjordanland und in Israel, die "innerhalb weniger Stunden" verschickt werden könnten. Das UN-Personal müsse aber "in der Lage sein", diese Vorräte sicher und ohne Beeinträchtigung in den Gazastreifen zu bringen und in dem gesamten Palästinensergebiet zu verteilen.
WHO appelliert ebenfalls an beide Seiten
Ähnlich äußerte sich der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus. Die WHO fordere die Hamas auf, "die zivilen Geiseln freizulassen, erklärte Tedros laut einer Stellungnahme . Zudem appelliere die WHO "weiterhin an Israel, sich an seine völkerrechtlichen Verpflichtungen zum Schutz der Zivilbevölkerung und der Gesundheitseinrichtungen zu halten".
Der WHO-Chef bezeichnete die Angriffe der Hamas als "ungerechtfertigt und entsetzlich". Sie seien "barbarisch und sollten verurteilt werden". Zugleich sei er "sehr besorgt über die israelischen Angriffe auf palästinensische Zivilisten".
Hunderttausende auf der Flucht
Zudem befürchte er, dass die "Aufforderung an 1,1 Millionen Menschen, innerhalb eines so kurzen Zeitfensters vom Norden in den Süden des Gazastreifens zu ziehen, zu einer humanitären Tragödie führen" werde, sagte Tedros. Nach Darstellung des israelischen Militärs haben sich mehr als 600.000 Bewohner des Gazastreifens inzwischen auf den Weg nach Süden gemacht.
Die im Gazastreifen herrschende Palästinenserorganisation Hamas hatte am 7. Oktober einen Großangriff auf Israel gestartet. Sie feuerte tausende Raketen ab und drang mit hunderten Kämpfern nach Israel ein. Hamas-Kämpfer richteten in mehreren Orten in Südisrael ein Blutbad an und verschleppten Menschen in den Gazastreifen, unter ihnen auch mehrere Deutsche.
Als Reaktion nahm die israelische Armee den Gazastreifen unter Dauerbeschuss und riegelte das Palästinensergebiet vollständig ab. Die Lieferung von Treibstoff, Lebensmitteln und Trinkwasser wurde gestoppt. Nach israelischen Angaben wurde am Sonntag die Wasserversorgung im Süden des Gazastreifens wiederhergestellt.
Israel rief die Bewohner im Norden des Gazastreifens zudem zur Flucht in den südlichen Teil des Küstenstreifens auf. Die israelische Armee bereitet sich eigenen Angaben zufolge auf eine Bodenoffensive in dem Palästinensergebiet vor.