Coronavirus in Japan Wenn alle Intensivbetten voll sind
In Japan sind rund 50.000 Menschen mit dem Coronavirus infiziert, nur ein Prozent ist schwer erkrankt. Dennoch steht das Gesundheitssystem vor dem Kollaps, denn Japan verfügt nur über wenige Intensivbetten.
Schon seit April ist die Nakakawachi Klinik für Akutmedizin östlich von Osaka am Anschlag. Die Wirtschaftsmetropole Osaka verzeichnet seit Wochen die höchsten Neuansteckungen in Japan, die 1000er Marke wurde zuletzt mehrfach übersprungen - das ist viel für japanische Verhältnisse.
Das Nakakawachi Krankenhaus hat 30 Betten für Corona-Patienten, ein Drittel davon für Schwerkranke. Gerade wurde wieder ein neuer Patient eingeliefert. Eine Krankenschwester beklagt sich beim Arzt über Personalmangel. Man würde nicht mehr hinterherkommen.
Für die zehn schwerst erkrankten Patienten sind elf Ärzte und 30 Krankenpfleger rund um die Uhr im Einsatz. Oberschwester Mie Sato sagt: "Wir befinden uns hier in einer Ausnahmesituation, es ist wirklich eng mit dem vorhandenen Personal."
Im schlimmsten Fall zu Hause sterben
Hitoshi Yamamura leitet das Krankenhaus. Im TV-Sender NHK schildert er die aktuelle Situation: "Alle Kliniken in Osaka sind voll mit schwer kranken Patienten. Das führt dazu, dass diese Patienten, die eigentlich schnell ins Krankenhaus eingeliefert werden sollten, nicht rechtzeitig aufgenommen werden können."
Und dann im schlimmsten Fall zu Hause sterben. Nach lokalen Medienberichten waren das in der gleichnamigen Präfektur seit März mindestens acht Menschen. 8500 Corona-Infizierte werden demnach derzeit zu Hause betreut. Weitere 2500 Menschen versuchen bislang vergeblich, sich medizinisch versorgen zu lassen.
"Oft kommt jede Hilfe zu spät"
Bis Menschen ins Krankenhaus eingewiesen werden, können Stunden vergehen. In einigen Teilen Japans breiten sich die Virusmutationen sehr schnell aus, mehr junge Menschen sind betroffen. Erst in dieser Woche wurde ein 40-Jähriger tot in seiner Wohnung geborgen, nachdem ein Krankenwagen nicht rechtzeitig kam.
Der Leiter der Nakakawachi Klinik, Yamamura, kennt das Problem: "Wenn Patienten ins Krankenhaus gebracht werden, nachdem sich ihr Zustand verschlechtert hat, kommt oft jede Hilfe zu spät. Es könnte deshalb zu mehr Todesfällen kommen."
Bisher liegt die Sterblichkeitsrate in Japan bei unter zwei Prozent.