Wegen Unterstützung der Proteste Iranischer Ex-Nationalspieler festgenommen
Im Iran ist der Ex-Fußball-Nationalspieler Mahini festgenommen worden, nachdem er die anhaltenden Protesten gegen das Regime unterstützt hatte. Frauenrechtlerinnen fordern, die Männermannschaft von der WM in Katar auszuschließen.
Der ehemalige iranische Fußball-Nationalspieler Hossein Mahini ist im Zusammenhang mit den Protesten nach dem Tod einer jungen Frau im Polizeigewahrsam festgenommen worden. Der 36-Jährige sei am Donnerstagabend auf Anordnung der Behörden wegen seiner Unterstützung für die Proteste verhaftet worden, schrieb unter anderem das Sportportal "khabarvarzeshi".
In den sozialen Medien gab es Solidaritätsbekundungen für den früheren Kapitän des 14-maligen iranischen Meisters Persepolis FC. Auch mehrere Spieler der aktuellen iranischen Nationalmannschaft, wie Sardar Azmoun vom Bundesligisten Bayer Leverkusen, haben sich mit den andauernden Protesten im Land solidarisiert.
Landesweite Proteste
Auslöser für die seit zwei Wochen anhaltenden Proteste war der Tod der 22 Jahre alten Mahsa Amini. Sie war von der Sittenpolizei festgenommen, weil sie gegen die strenge islamische Kleiderordnung verstoßen haben soll. Am 16. September starb sie daraufhin unter ungeklärten Umständen.
Seitdem kommt es im Iran und in vielen anderen Ländern weltweit zu Demonstrationen. Es ist die größte Protestwelle im Land seit der gewaltsamen Niederschlagung von Protesten im Jahr 2019.
Frauenrechtsbewegung fordert Ausschluss von der WM
Die iranische Frauenrechtsbewegung "Open Stadiums" forderte den Weltverband FIFA auf, den Iran von dem Turnier in Katar auszuschließen. "Warum sollte die FIFA dem iranischen Staat und seinen Vertretern eine weltweite Bühne geben?", heißt es in einem Brief, den die Organisation an den FIFA-Präsidenten Gianni Infantino persönlich gerichtet hat. "Open Stadiums" fordert seit Jahren den freien und ungehinderten Zugang von Frauen zu Fußballstadien im Iran.
"Dieser Staat lehnt es nicht nur ab, Grundrechte und Menschenwürde zu respektieren. Er foltert und tötet sein eigenes Volk", heißt es in dem Brief weiter. "Wo sind die Grundsätze der FIFA-Statuten in dieser Hinsicht?" Die FIFA hat sich bisher nicht zu dem Schreiben geäußert.
Vorwurf absichtlicher Tötungen
Die Demonstranten im Iran sprechen von Polizeigewalt, die Behörden weisen dies zurück. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International setzt der Iran sogar vorsätzlich tödliche Gewalt ein, um die Proteste niederzuschlagen.
Die Durchsicht von Fotos und Videos zeige, dass die meisten Opfer von Sicherheitskräften mit scharfer Munition getötet worden seien. Zwei Amnesty zugespielte offizielle Dokumente zeigten demnach, dass die Sicherheitskräfte zu hartem Durchgreifen angewiesen worden seien.
So habe der Befehlshaber der Streitkräfte in der Provinz Masandaran seine Untergebenen in einem der Papiere angewiesen, "gnadenlos, bis hin zur Verursachung von Todesfällen, gegen jede Art von Unruhen durch Randalierer und Anti-Revolutionäre vorzugehen".
Amnesty bestätigt 52 Tote, IHR zählt 83
Amnesty erklärte, die Organisation habe den Tod von 52 Menschen bei den Protesten bestätigen können, aber die Gesamtzahl sei wahrscheinlich höher. Die Aktivisten von Iran Human Rights (IHR) mit Sitz in Oslo zählten inzwischen 83 Todesopfer.
Staatliche iranische Medien berichteten von einer großen Zahl von festgenommenen "Randalierern", ohne weitere Angaben zu machen. Zuletzt hatte der Iran auch den Druck auf Prominente und Journalisten verstärkt. Aktivisten sprechen von mindestens 28 festgenommenen Journalisten.
Trotz der steigenden Todeszahlen und dem harten Vorgehen der Behörden, zeigen Videos auf Twitter auch heute anhaltende Proteste in etlichen Städten des Landes.
Laut Teheran hat der Westen Schuld
In einer aktuellen Stunde beschäftigte sich auch der Bundestag mit der Situation im Iran. Außenministerin Annalena Baerbock bekräftigte dabei, dass sie sich für Sanktionen auf EU-Ebene einsetzen will.
Ich habe den Botschafter einbestellt, und wir haben am Montag für die BRD im Menschenrechtsrat in Genf ganz deutlich klargestellt: Iranische Behörden müssen ihr brutales Vorgehen gegen Demonstrierende unverzüglich einstellen. Der Tod der Menschen gehört dringend aufgeklärt. Und im Kreis der EU-Staaten tue ich gerade alles dafür, dass wir Sanktionen auf den Weg bringen.
Der iranische Präsident Ebrahim Raisi sagte unterdessen, die Unruhen seien von feindlichen westlichen Kräften orchestriert. "Die Feinde machen seit 43 Jahren Rechenfehler, wenn sie den Iran für ein schwaches Land halten, das sie beherrschen können," so Raisi.