Hubschrauberabsturz im Iran Kaum noch Hoffnung auf Rettung von Präsident Raisi
Rettungsmannschaften haben den mutmaßlichen Absturzort des Hubschraubers des iranischen Präsidenten Raisi entdeckt. Schlechtes Wetter erschwert die Bergungsarbeiten. Es gibt kaum noch Hoffnung, dass Raisi das Unglück überlebt hat.
Nach dem Hubschrauberabsturz des iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi gibt es offenbar kaum noch Hoffnung, ihn lebend zu bergen. Rettungsteams trafen am Morgen an der Unglücksstelle ein. Die Einsatzkräfte suchten nach Überlebenden, sagte ein Nachrichtensprecher am Morgen live im Staatsfernsehen. Die staatliche Nachrichtenagentur Irna veröffentlichte von einer Drohne aufgenommene Bilder, die Trümmerteile eines völlig zerstörten Helikopters an einem Hang zeigen.
Der Chef des iranischen Roten Halbmondes hatte zuvor im staatlichen Fernsehen gesagt, die Absturzstelle sei gefunden worden, die Lage sei "nicht gut".
Es gebe wenig Hoffnung, dass Raisi noch am Leben sei, sagte ein iranischer Regierungsvertreter der Nachrichtenagentur Reuters, der namentlich nicht genannt werden wollte. Das Staatsfernehen sprach von "keinen Lebenszeichen" am Absturzort. "Der Hubschrauber von Präsident Raisi ist bei dem Absturz vollständig ausgebrannt ... leider befürchtet man, dass alle Passagiere tot sind", sagte der iranischer Regierungsvertreter.
Eine türkische Drohne hatte zuvor eine Wärmequelle ausgemacht, bei der es sich um das Wrack des Hubschraubers handeln soll. Die Koordinaten der möglichen Absturzstelle seien den iranischen Behörden übermittelt worden, meldete die Nachrichtenagentur Anadolu über den Kurznachrichtendienst X.
Schlechtes Wetter erschwert Rettungsaktion
An Bord war neben Raisi auch Außenminister Hossein Amirabdollahian. Schlechtes Wetter erschwert die Rettungsaktion. "Es ist dunkel und es hat begonnen zu regnen", berichtete ein Reporter des staatlichen Fernsehens. Schlamm erschwere die Suche. Zudem liege die Bergregion im Nebel.
Laut früheren Angaben iranischer Staatsmedien waren in der Nacht 65 Rettungsteams in der Provinz Ost-Aserbaidschan im Nordwesten des Landes im Einsatz, wo der Hubschrauber zuletzt geortet worden war. An Bord des Hubschraubers waren neun Menschen, darunter auch der Gouverneur der Provinzhauptstadt Tabris. Die iranische Regierung hielt sich mit offiziellen Angaben zurück und warnte davor, unbestätigte Informationen zu verbreiten.
Raisi war am Sonntagnachmittag zusammen mit Außenminister Amirabdollahian auf der Rückreise von einem Treffen mit dem Präsidenten des Aserbaidschan, Ilham Aliyev, als ihre Maschine vom Radar verschwand. Gemeinsam hatten sie im Nachbarland einen Staudamm eingeweiht. Mit insgesamt drei Hubschraubern machte sich der Tross danach auf den Rückweg gen Iran, doch die Präsidentenmaschine kam nicht an ihrem Bestimmungsort an.
Notsitzung des Kabinetts
Wie iranische Medien berichteten, liegt der Unglücksort in der Nähe von Dscholfa - mehr als 600 Kilometer von der Hauptstadt Teheran entfernt, nahe der Grenze zu Aserbaidschan. Neben den Rettungsteams waren auch die iranischen Streitkräfte an der Suche beteiligt. Neben der Türkei boten auch mehrere Länder weitere ihre Hilfe bei dem Rettungseinsatz an.
Irans Kabinett kam am Abend zu einer Notsitzung zusammen. Der erste Vizepräsident, Mohammed Mochber, leitete die Sitzung am späten Abend. Er würde Raisi im Todesfall gemäß Protokoll als Regierungschef ablösen. Laut der Verfassung müssen dann innerhalb von 50 Tagen Neuwahlen stattfinden.
Religionsführer Chamenei ruft zu Gebeten für Raisi auf
Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei rief die Nation dazu auf, für den Präsidenten zu beten. Er hoffe auf Raisis Rückkehr, zitierte ihn die staatliche Nachrichtenagentur Irna. Gleichzeitig versicherte das Staatsoberhaupt, dass der Vorfall die Regierungsgeschäfte nicht beeinträchtigen werde. "Die iranische Nation sollte sich keine Sorgen machen. Es wird keine Unterbrechung der Aktivitäten des Landes geben", sagte Chamenei laut Irna.
Gemäß Verfassung ist Raisi zwar Regierungschef, er gilt jedoch als eher schwacher Präsident - zumal Chamenei als Staatsoberhaupt ohnehin die mächtigere Stellung und in allen strategischen Belangen das letzte Wort hat.
Im iranischen Fernsehen sind Bilder der Suchaktion in der bergigen Region zu sehen.
Erzkonservativer Hardliner Raisi seit 2021 im Amt
Raisi wurde im August 2021 als neuer Präsident vereidigt. Der erzkonservative Kleriker wurde damit offiziell Nachfolger von Hassan Ruhani, der nach zwei Amtsperioden nicht mehr antreten durfte. Als Spitzenkandidat der politischen Hardliner sowie Wunschkandidat und Protegé des Religionsführers Chamenei hatte Raisi die Präsidentenwahl mit knapp 62 Prozent der Stimmen gewonnen.
Der Iran stand zuletzt verstärkt in den Schlagzeilen, auch weil ein regionaler Krieg mit dem Erzfeind Israel zu drohen schien. Während Raisis Amtszeit vertiefte die Islamische Republik ihre wirtschaftliche und militärische Kooperation mit China und Russland, die Beziehung zum Westen kühlte unter anderem wegen des Streits über das iranische Atomprogramm ab. Außerdem warf der Westen der Führung in Teheran schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen vor. Trotzdem gab es erst vor wenigen Tagen wieder Berichte über neue, indirekte Gespräche mit den USA im Golfstaat Oman.