Iranisches Atomprogramm Westen verurteilt gesteigerte Urananreicherung
Laut der Atomenergiebehörde hat der Iran seine Urananreicherung hochgefahren. Deutschland, Frankreich, Großbritannien und die USA verurteilen den Schritt: Eine zivile Nutzungsabsicht solcher Mengen sei nicht glaubwürdig.
Die westlichen verbleibenden Vertragspartner des einstigen Iran-Atomabkommens - Deutschland, Frankreich und Großbritannien - und die USA haben einhellig den jüngsten Anstieg der Urananreicherung im Iran verurteilt. Der Iran habe seine monatliche Produktion verdreifacht, hieß es im Statement der vier Staaten. Für eine solche Produktion gebe es keine glaubwürdige zivile Rechtfertigung, auch berge der gemeldete Umfang der Produktion erhebliche Risiken.
Die Entscheidung zeige, dass es dem Iran an gutem Willen zur Deeskalation mangele, zudem sei das Vorgehen im angespannten regionalen Kontext unverantwortlich, hieß es in einer vom US-Außenministerium veröffentlichten Erklärung. "Wir drängen den Iran, diese Schritte sofort rückgängig zu machen und sein Atomprogramm zu deeskalieren", hieß es weiter.
Iran dementiert Steigerung
Erst am Dienstag hatte die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) mitgeteilt, dass der Iran ihren Erkenntnissen zufolge die Produktion von hochangereichertem Uran hochgefahren habe. IAEA-Inspektoren hatten jüngst bei Besuchen iranische Angaben zu Produktionsplänen verifiziert. Demnach wurden in den Produktionsstätten Natans und Fordow seit Ende November rund neun Kilogramm auf bis zu 60 Prozent Reinheitsgrad angereichertes Uran hergestellt - nach rund drei Kilogramm monatlich in den Monaten davor. Für eine Atombombe ist eine Urananreicherung auf mindestens 80 Prozent nötig.
Der Iran dementierte, seine Produktion hochgefahren zu haben und bezeichnete die im IAEA-Bericht erhobenen Zuschreibungen als "nichts Neues". Iranische Politiker erklären seit Jahren öffentlich, keine Atomwaffen bauen zu wollen, während das Atomprogramm des Landes kontinuierlich voranschreitet.
"Unverantwortlich" in angespannter Lage
In ihrer gemeinsamen Erklärung drohten die Staaten Teheran zwar nicht explizit mit Konsequenzen - man bleibe einer diplomatischen Lösung verpflichtet. Sie riefen den Iran aber zur Rücknahme seiner Schritte im Atomprogramm auf - sie entsprächen "unverantwortlichem Verhalten in einem angespannten regionalen Kontext".
Aus einem 2015 zwischen dem Iran, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, den USA und Russland abgeschlossenem Abkommen, das die Uran-Anreicherung deutlich drosseln sollte, waren die USA unter Präsident Donald Trump 2018 ausgestiegen. Daraufhin erklärte Teheran, sich ebenfalls nicht mehr an das Dokument gebunden zu fühlen. Eine Neuverhandlung ist seitdem nicht gelungen.
Seit der Gegenoffensive Israels auf die Hamas nach deren terroristischem Überfall vom 7. Oktober haben vom Iran protegierte Kräfte mehrfach im Roten Meer die Schifffahrt sowie US-amerikanische Militärkräfte im Irak und Syrien angegriffen. Auch die vom Iran gestützte Hisbollah greift Iran vom Libanon aus an - Beobachter befürchten ein Übergreifen des Kriegs in Gaza auf den gesamten Nahen Osten.