Israelische Bodenoffensive Gefechte im Norden und Süden des Gazastreifens
Seit Ende Oktober läuft die israelische Bodenoffensive im Gazastreifen. Und noch immer werden schwere Kämpfe mit der Hamas gemeldet. Israel hebt Fortschritte hervor, US-Geheimdienste sollen pessimistischer sein.
Die israelische Armee meldet weitere militärische Erfolge ihrer Bodenoffensive gegen die Hamas im Gazastreifen. Es seien viele Terroristen getötet und große Menge an Waffen gefunden worden. Im Norden des Küstenstreifens habe die Marine ein Gebäude beschossen, aus dem bewaffnete Palästinenser israelische Soldaten angegriffen hätten. Man habe "die Bedrohung entfernt", hieß es in der Stellungnahme der Streitkräfte. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.
Auch in der Umgebung von Dschabalija im Norden soll es Kämpfe geben. Die Terrororganisation Hamas teilte mit, sie würde sich im Norden des Gazastreifens schwere Gefechte mit der israelischen Armee liefern. Der Nordteil des Gazastreifens war das erste Ziel der israelischen Bodenoffensive, die seit Ende Oktober läuft. Zwischenzeitlich hatte die Armee mitgeteilt, dass sich die Lage dort stabilisiere.
Graue Flächen: Bebaute Flächen im Gazastreifen, Schraffur: Israelische Armee
Armee entdeckt Tunnel, in dem Geiseln versteckt waren
Ein Mitarbeiter der Nachrichtenagentur AFP berichtet zudem von Beschuss, Luftangriffen und Panzereinsätzen in Chan Yunis. Die größte Stadt im Süden des Gazastreifens ist seit Wochen einer der Hauptkampforte. Israels Armee schrieb bei X, früher als Twitter bekannt, auch von Scharfschützen und der Luftwaffe, die mehrere Terroristen getötet hätten.
Die israelische Armee gab an, in Chan Yunis einen Tunnel mit "Beweisen für die Anwesenheit von Geiseln" entdeckt zu haben. Demnach befanden sich darunter auch die Zeichnungen einer fünfjährigen Gefangenen. Nach Militärangaben waren "rund 20 Geiseln" zu verschiedenen Zeitpunkten "ohne Tageslicht" und mit "wenig Sauerstoff und entsetzlicher Feuchtigkeit" darin eingesperrt.
Die israelische Armee veröffentlichte dieses Foto, das einen Raum des Tunnelnetzwerks unter Chan Yunis zeigen soll. In den Tunneln sollen Geiseln festgehalten worden sein.
Hamas spricht von mehr als 25.000 Toten
Nach Darstellung des Gesundheitsministeriums der militant-islamistischen Hamas stieg die Zahl der getöteten Palästinenser im Gazastreifen auf mehr als 25.000. Innerhalb von 24 Stunden seien mindestens 178 Leichen in Krankenhäuser gebracht worden, sagte Ministeriumssprecher Aschraf al-Kidra. Hinzu kämen knapp 300 Verletzte. Die Hamas unterscheidet bei den Angaben nicht zwischen Zivilisten und Hamas-Terroristen.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
US-Geheimdienste schätzen Hamas als kampfbereit ein
Israel geht davon aus, dass bisher etwa 9000 Terroristen im Gazastreifen getötet wurden. US-Geheimdienste gehen angeblich von weniger Toten aus. Nach Informationen des "Wall Street Journal" vermuten US-Geheimdienste, dass Israel 20 bis 30 Prozent der Hamas-Kämpfer getötet hat. Vor dem Krieg habe die Hamas zwischen 25.000 und 30.000 Kämpfer gehabt - dazu kommen Tausende Angehörige der Polizei.
Damit sei Israel noch weit von seinem Ziel einer Zerstörung der islamistischen Organisation entfernt, so die US-Zeitung. Die USA gingen davon aus, dass die Hamas genug Munition habe, um Israel und israelische Truppen in Gaza noch monatelang anzugreifen. Das Ziel der Hamas sei lediglich, den Krieg zu überleben.
Der Krieg war durch den Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober ausgelöst worden. Dabei töteten palästinensische Extremisten etwa 1.200 Menschen, die meisten davon Zivilisten. Etwa 250 Menschen wurden als Geiseln genommen und in den Gazastreifen verschleppt. Viele Frauen und Kinder wurden später freigelassen, Israel entließ dafür Häftlinge. Es ist unklar, wie viele der israelischen Geiseln noch am Leben sind.
Türkischer Außenminister traf Hanija
Der politische Anführer der Hamas, Ismail Hanija, hielt sich an diesem Wochenende zu einem Besuch in der Türkei auf, wo er offenbar über einen Waffenstillstand sowie eine Zweistaatenlösung "für einen dauerhaften Frieden" sprach. Weitere Themen des Treffens mit dem türkischen Außenmister Hakan Fidan waren die Freilassung der Geiseln und eine Aufstockung der humanitären Hilfe, berichtet die dpa unter Berufung auf Diplomatenkreise. Demnach fand das Treffen zwischen Fidan und dem in Katar lebenden Hanija am Samstag statt.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat sich seit Beginn des Krieges mehrfach sehr Israel-kritisch geäußert. Er bezeichnete die Hamas als "Befreiungsbewegung", während er Israel wiederholt einen "Terrorstaat" nannte. Seit Beginn des Konflikts bot Erdogan an, zwischen der Hamas und Israel zu vermitteln. Bislang erfolgten jegliche Vermittlungsbemühungen jedoch über Katar und Ägypten.