Angriff im Libanon Israel verkündet Tod von Hisbollah-Kommandeur
Nach einem tödlichen Raketenangriff auf den Golanhöhen kündigte Israel Vergeltung an. Jetzt haben Kampfjets einen Vorort von Beirut angegriffen. Ein hochrangiger Kommandeur der Hisbollah soll dabei "ausgeschaltet" worden sein.
Das israelische Militär legt sich fest: Bei dem Beschuss in einem Vorort von Libanons Hauptstadt Beirut sei der Kommandeur der Schiitenmiliz Hisbollah, Fuad Schukr, getötet worden. "Die Kampfjets der israelischen Luftwaffe haben den ranghöchsten militärischen Befehlshaber der Terrororganisation Hisbollah und den Leiter ihrer strategischen Einheit, Fuad Schukr, in der Nähe von Beirut eliminiert", hieß es.
Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant schrieb auf der Online-Plattform X von einer "präzisen und professionellen Operation" gegen Schukr. Eine Bestätigung der Hisbollah gibt es bislang nicht.
Hisbollah-Kommandeur bereits von US-Behörden gesucht
Schukr soll für den tödlichen Raketenangriff auf die Golanhöhen verantwortlich sein. In dem Dorf auf den von Israel annektierten Golanhöhen waren am Samstag bei dem Einschlag einer aus dem Libanon abgefeuerten Rakete auf einem Fußballplatz nach israelischen Angaben mindestens zwölf Kinder und Jugendliche getötet worden.
Der Kommandeur galt als enger Berater von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah und zählte zu den höchsten Militärkommandeuren in der Bewegung. Er war nach Angaben der US-Regierung Mitglied des höchsten militärischen Gremiums der Hisbollah. Seit dem 7. Oktober soll er die Angriffe der Hisbollah auf Israel koordiniert haben.
Seit 2017 wurde er außerdem von US-Behörden wegen Verstrickungen in einen Anschlag auf US-Truppen in Beirut 1983 gesucht.
Mehrere Gebäude getroffen
Bei dem Angriff auf Schukr sollen nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums mindestens drei Menschen getötet und 74 Menschen verletzt worden sein. Bei den Toten handele es sich um zwei Minderjährige sowie eine Frau. Außerdem werde noch immer nach vermissten Personen gesucht, teilte das Ministerium mit.
Die libanesische Nachrichtenagentur NNA berichtete von einem "feindlichen Überfall" im Beiruter Vorort Haret Hreik. Der Hisbollah-nahe Fernsehsender Al-Manar zeigte Bilder von chaotischen Szenen. Mindestens vier Gebäude seien bei dem Angriff beschädigt worden.
Wie im Fernsehen zu sehen war, riefen Menschen auf der Straße: "Gott segne Nasrallah." Andere riefen: "Netanyahu wird den Preis dafür zahlen." Augenzeugen berichteten, dass der Angriff auf ein achtstöckiges Gebäude gezielt habe. Demnach wurde das Obergeschoss getroffen.
Libanon will Beschwerde bei UN einreichen
Der geschäftsführende Ministerpräsident des Libanon, Najib Mikati, verurteilte die Tat als "offensichtliche israelische Aggression". Laut der staatlichen Nachrichtenagentur NNA bezeichnete Mikati den Angriff als eine "kriminelle Tat". Sie sei Teil einer Reihe aggressiver Operationen, bei denen Zivilisten getötet würden. "Die israelische Tötungsmaschinerie" habe noch nicht genug davon, die libanesischen Gebiete im Süden und in der Bekaa-Region anzugreifen, sagte er weiter.
Der libanesische Außenminister Abdallah Bou Habib kündigte an, der Libanon wolle eine Beschwerde bei den Vereinten Nationen einreichen. Bou Habib sagte zudem, er hoffe, dass eine Reaktion der Hisbollah nicht zu einer Eskalation führen werde.
Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant schrieb auf der Online-Plattform X: "Die Hisbollah hat eine rote Linie überschritten."
Die radikal-islamistische Hamas verurteilte den Beschuss auf Beirut. Der Angriff sei eine "gefährliche Eskalation", hieß es. Die Huthi-Rebellen im Jemen äußerten sich ähnlich und bezeichneten den Beschuss als "eklatante Verletzung der libanesischen Souveränität."
Das russische Außenministerium nannte den Luftangriff auf Beirut eine "schwerwiegende Verletzung des Völkerrechts", wie die Nachrichtenagentur TASS berichtete.
Die Sprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, betonte, dass ein Krieg zwischen der Hisbollah und Israel nicht unvermeidbar sei.