Männer gehen mit Fahrrädern durch Trümmer in Gaza-Stadt.

Waffenruhe und Geiselfreilassung Die Zeichen stehen auf Hoffnung

Stand: 15.01.2025 14:46 Uhr

Wieder geht es hin und her: Israel und die Hamas schieben sich gegenseitig die Verantwortung für den nächsten Schritt in den Verhandlungen zu. Was spricht dafür, dass sich die Parteien doch noch einigen - und was dagegen?

Die Zeichen, die für eine Waffenruhe in Gaza und für die Freilassung von israelischen Geiseln sprechen, stehen immer noch auf Hoffnung. Dass sich ein Teil der Terrorgruppe Islamischer Dschihad auf den Weg nach Katar gemacht hat, deuten Beobachter in Israel als Hoffnungszeichen, dass es jetzt darum gehen könnte, wie Geiseln übergeben werden. Auch sollen einige Geiseln an "sichere Orte" transferiert worden sein, heißt es aus palästinensischen Quellen.

All diese Meldungen rund um die Verhandlungen müssen aber mit Vorsicht betrachtet werden. Weniger zu sagen sei jetzt mehr, warnte Israels Regierungssprecher David Menzer. "Ja wir bewegen uns in die Nähe einer Vereinbarung, aber wir sind noch nicht am Ende." Die Hamas müsse noch zustimmen.

Vorbereitungen in Israel laufen

In Israel laufen Vorbereitungen, um Geiseln aus Gaza in Krankenhäusern aufzunehmen. Mediziner, die in Kontakt mit Angehörigen der Geiseln sind, stellen sich darauf ein, dass die Überlebenden krank, verletzt, dehydriert und unterernährt sind. Was die Politik angeht, sei das israelische Kabinett bereit, sich kurzfristig zu versammeln, um final abzustimmen.

Hinter den Kulissen schwelt ein Streit zwischen den rechten Regierungsmitgliedern. So hatte Israels rechter Minister für nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, Finanzminister Bezalel Smotrich aufgefordert, sich mit ihm und seiner Partei gegen eine Waffenruhe zu stellen. Er drohte notfalls mit dem Ausstieg aus der Regierung.

Allianz zwischen Smotrich und Ben-Gvir?

Smotrich antwortete schmallippig. "Für mich zählt jetzt nur eines, wie wir die Kriegsziele voll erreichen können, den kompletten Sieg, die vollständige Zerstörung der Hamas, militärisch und zivil, und wie wir die Geiseln zurückbringen können." Es sei richtig, sich jetzt ruhig zu verhalten, so Smotrich weiter.

Sollte Smotrich sich mit Ben-Gvir verbünden, dürfte Netanjahu immer noch die Mehrheit im Kabinett haben. Wenn sich aber verschiedene Parteien für einen Austritt aus der Koalition entscheiden, könnte das auch zum Auseinanderfallen der Regierung führen.

Um dem vorzubeugen, schaltete sich nun Israels Oppositionsführer Yair Lapid ein. Seine Partei sei größer als die von Ben-Gvir und Smotrich zusammen, so Lapid im Radio. "Netanyahu und ich mögen uns zwar nicht, aber wir wissen, wie man im Verhandlungsraum Dinge abschließt. Ich hasse es, denn jeder Tag, an dem Netanyahu Premierminister ist, dem Staat Israel nur Schaden zufügt. Aber um Geiseln zurückzuholen, finden wir einen Weg und geben ihm Rückendeckung."

Nächste Zeit gleicht einer Zitterpartie

Die nächsten Stunden und Tage gleichen einer Zitterpartie. Unklar ist weiter, ob die mögliche Vereinbarung tatsächlich alle noch 98 gefangenen Geiseln einschließt. Bislang gehe es nur um eine erste Stufe der Waffenruhe, bei der 33 Geiseln freikommen sollen.

Wie es danach weitergehen würde, ist wohl nicht abschließend geklärt. Angehörige von Geiseln hatten das kritisiert.

Bettina Meier, ARD Tel Aviv, tagesschau, 15.01.2025 13:41 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 15. Januar 2025 um 12:28 Uhr.