Jemen Kriegsparteien lassen fast 900 Gefangene frei
Im Jemen ist ein Austausch von Gefangenen zwischen den Konfliktparteien angelaufen. Fast 900 Menschen sollen freikommen. Hoffnungen machen auch Verhandlungen zwischen Saudi-Arabien und den Huthi-Rebellen.
Im Bürgerkriegsland Jemen haben die Huthi-Rebellen und die von Saudi-Arabien angeführte Allianz damit begonnen, rund 900 Gefangene auszutauschen. Das teilte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) mit, das die Flugzeuge bereitstellt. Die Überstellung aller Menschen werde drei Tage dauern. Die Betroffenen seien vorab auf ihre Reisetauglichkeit untersucht worden.
Ein erstes Flugzeug aus der Hafenstadt Aden mit 125 Menschen an Bord sei bereits auf dem Weg in die Hauptstadt Sanaa, die von den Huthi-Rebellen gehalten wird. Eine weitere Maschine, die 35 ehemalige Gefangene transportiert, habe zudem Sanaa Richtung Aden verlassen. Jemens stellvertretender Minister für Menschenrechte, Madsched Fadail, bestätigte, dass die Flüge auch zwischen Sanaa und Saudi-Arabien hin und her gehen sollen.
Einigung kam in der Schweiz zustande
Der Einigung auf den Gefangenenaustausch waren Verhandlungen im März unter Aufsicht der Vereinten Nationen in Genf vorausgegangen. Die Huthi-Rebellen sollen etwa 180 Gefangene freilassen, auch aus Saudi-Arabien und dem Sudan. Im Gegenzug soll die Regierung in der Interimshauptstadt Aden, an deren Seite Saudi-Arabien gegen die Huthis kämpft, etwa 700 Gefangene freilassen.
Zudem sollen ranghohe Militärvertreter der Regierung sowie auch mehrere Journalisten freikommen. Nach Angaben des Roten Kreuzes treffen sich im Mai Vertreter beider Seiten erneut, um über weitere Freilassungen zu beraten.
UN wollen Freilassung aller Gefangenen
Dank des Kompromisses zwischen Regierung und Huthis könnten nun Hunderte Familien das Fest zum Ende des Fastenmonats Ramadan (Eid al-Fitr) gemeinsam feiern, betonte der UN-Sonderbeauftragte Hans Grundberg. Er forderte beide Seiten auf, alle im Zuge des Konflikts inhaftierten Personen freizulassen. "Tausende weitere Familien warten immer noch darauf, mit ihren Lieben wiedervereint zu werden."
Die schiitischen Huthi-Rebellen hatten Ende 2014 den von Saudi-Arabien unterstützten Präsidenten Abd-Rabbu Mansur Hadi gestürzt, dem sie Korruption und Misswirtschaft vorwarfen. 2015 schaltete sich Saudi-Arabien in den Konflikt ein und schmiedete eine Allianz sunnitischer Länder gegen die Huthi, die vom Iran unterstützt werden. Die von Saudi-Arabien gestützte Regierung kontrolliert den Süden des Landes, die Huthi dagegen den Norden.
Mehr als 15.000 Menschen wurden in dem Konflikt getötet, der als einer der größten humanitären Katastrophen weltweit gilt. Die Wirtschaft des Jemens ist zusammengebrochen. Die Bevölkerung ist von einer Hungerkatastrophe bedroht. Rund 80 Prozent der Menschen sind abhängig von internationaler Hilfe.
Weitere Friedensgespräche sollen folgen
Alle Bemühungen, den Konflikt im Jemen dauerhaft zu lösen, scheiterten bisher. Die jüngste Annäherung der beiden Rivalen Saudi-Arabien und Iran weckt nun aber die Hoffnung auf einen Durchbruch. Auf Vermittlung des Oman hatten sich Vertreter der Huthi-Rebellen und Saudi-Arabiens in Sanaa getroffen.
Die Friedensgespräche sind zwar nun vorerst beendet worden, doch weitere Runden sollen folgen. Vertreter der Huthi sprachen von "gut verlaufenen" Beratungen, verbleibende Schwierigkeiten könnten "mit Entschlossenheit und ehrlichen Absichten" gelöst werden. Als Zeichen des guten Willens habe der Austausch der fast 900 Gefangenen begonnen, teilte das Rote Kreuz in diesem Zusammenhang mit.
Nach Angaben aus jemenitischen Regierungskreisen ist ein sechsmonatiger Waffenstillstand im Gespräch. Anschließend soll über eine zwei Jahre geltende Übergangslösung verhandelt werden.