UN-Geberkonferenz Deutschland verspricht Jemen 120 Millionen Euro
Die Menschen im Bürgerkriegsland Jemen leiden Hunger und sind dringend auf Hilfe angewiesen. 1,2 Milliarden Dollar an Zusagen kamen auf einer UN-Geberkonferenz zusammen. Das ist weniger als benötigt wird. Deutschland sagte 120 Millionen Euro zu.
Die Vereinten Nationen haben auf einer internationalen Geberkonferenz für Jemen die benötigten Zusagen für die humanitäre Hilfe 2023 in dem Krisenland verfehlt. Die Geber sagten den UN und ihren Partnerorganisationen 1,2 Milliarden US-Dollar (mehr als 1,1 Milliarden Euro) für die humanitäre Hilfe 2023 im Jemen zu, sagte der UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths in Genf. Die UN und Hilfsorganisationen veranschlagen für dieses Jahr jedoch einen Bedarf von 4,3 Milliarden US-Dollar für die Jemen-Hilfe.
Mit den Geldern Lebensmitteln, Wasser, Medizin und anderen humanitären Hilfsleistungen für 17,3 Millionen Menschen in dem Land finanziert werden. Mehr als 30 Staaten hätten Spenden angekündigt. Deutschland sagte 120 Millionen Euro zu.
Baerbock: "Schockierende Zahlen"
"In Jemen sehen wir seit Jahren eine der schlimmsten humanitären Katrastrophen auf der Welt", sagte Außenministerin Annalena Baerbock. Es sei eine Katastrophe, "vor der die Welt immer wieder und viel zu oft die Augen fast verschlossen hat", sagte Baerbock. Im Jemen litten 400.000 Kinder "unter stärkstem, extremstem Hunger", 15 Millionen Menschen hätten keinen Zugang zu Wasser. 21 Millionen Menschen im Jemen hätten nicht genug zu essen, zu trinken und keine ausreichende medizinische Versorgung, "wenn sie keine humanitäre Hilfe bekommen", sagte Deutschlands Außenministerin. Dies seien "schockierende Zahlen".
Gerade im Licht des brutalen russischen Angriffskriegs auf die Ukraine liege es "in unserer Verantwortung, mehr für die humanitäre Hilfe weltweit und gerade auch im Jemen bereitzustellen". Zahlreiche ärmere Länder leiden unter dem Preisanstieg für Lebensmittel, weil Russland ukrainische Exporte von Getreide und Dünger teils blockiert hat und selbst wegen Sanktionen schwerer exportieren kann.
Waffenruhe lief im Oktober aus
Im Jemen tobt seit Jahren ein Bürgerkrieg. Der Konflikt gilt als Stellvertreterkrieg zwischen Saudi-Arabien und dem Iran. Während der Iran die schiitischen Huthi-Rebellen unterstützt, führt Saudi-Arabien eine Gruppe sunnitisch geprägter Golfstaaten an, die an der Seite der Regierung steht. Eine Waffenruhe, die im April 2022 in Kraft trat und zwei Mal verlängert wurde, lief im Oktober aus.
Der Krieg hat Millionen im Land vertrieben, 380.000 Menschen sollen nach UN-Angaben im Zuge der Kämpfe getötet worden sein. Mehr als zwei Millionen Kinder sind stark unterernährt, Hunderttausende in lebensbedrohlichem Zustand. Die Wirtschaft liegt am Boden, die Preise für Lebensmittel sind stark gestiegen. Die Vereinten Nationen stufen den Krieg und seine Folgen als weltweit schlimmste humanitäre Krise ein.
Ziel bereits 2022 verfehlt
Schon 2022 hatten die UN um vier Milliarden Dollar Spenden gebeten, es kam aber nur die Hälfte zusammen. Dennoch habe das Geld gereicht, um eine Hungerkatastrophe zu verhindern, sagte UN-Nothilfekoordinator Griffiths. Die größten Spender waren vergangenes Jahr die USA, Deutschland - mit rund 194,5 Millionen Euro - und die Europäische Union.
Aus Sicht von Griffiths braucht das Land neben der Hilfe vor allem Frieden. "Im Jemen besteht die Chance, einen Konflikt auch wirklich beizulegen", sagte er. Das Land leide schon zu lange. Die Waffenruhe im Vorjahr sei eine seltene gute Nachricht aus dem Jemen gewesen. Sie müsse verlängert werden.