Schmelzende Gletscher und Eisschilde "Wir verlieren gerade den Wettlauf"
Der Klimawandel hat sich einem UN-Bericht zufolge rasant beschleunigt. Die Forscher warnen, immer mehr Treibhausgase sorgten für "eine turbogetriebene, dramatische Beschleunigung der Eisschmelze und des Meeresspiegelanstiegs".
Das globale Klima hat sich in den vergangenen Jahren immer schneller verändert. Das geht aus einem Bericht über das Jahrzehnt 2011 bis 2020 hervor, der von der Weltwetterorganisation WMO während der Klimakonferenz COP28 in Dubai veröffentlicht wurde. Demnach führten die weiterhin steigenden Treibhausgaskonzentrationen zu Rekordtemperaturen an Land und in den Weltmeeren.
Immer mehr Treibhausgase in der Atmosphäre sorgten für "eine turbogetriebene, dramatische Beschleunigung der Eisschmelze und des Meeresspiegelanstiegs", so die WMO. Die globale Durchschnittstemperatur lag demnach im vergangenen Jahrzehnt 1,1 Grad über den Werten des späten 19. Jahrhunderts.
Gletscher in nie dagewesener Weise geschmolzen
Alarmiert äußerten sich die Wissenschaftler vor allem über die Veränderungen in den Polarregionen und in Hochgebirgen. Gletscher seien in nie dagewesener Weise geschmolzen - mit langfristigen Folgen für die Wasserversorgung von Millionen Menschen.
Zwischen 2011 und 2020 verlor Grönland jährlich etwa 251 Gigatonnen (Milliarden Tonnen) an Eis. In der Antarktis schmolzen jedes Jahr durchschnittlich 143 Gigatonnen an Kontinentaleis. Der Eisschild habe in dem betrachteten Zeitraum fast drei Viertel mehr Eis verloren als zwischen 2001 und 2010. Dadurch beschleunigte sich der Anstieg des Meeresspiegels im vergangenen Jahrzehnt auf 4,5 Millimeter pro Jahr. Zwischen 2001 und 2010 waren es jährlich nur 2,9 Millimeter. Dies lasse bedrohliche Folgen für niedrig gelegene Küstenregionen und Staaten erwarten.
"Keine Anzeichen für eine Umkehr des Trends"
WMO-Generalsekretär Petteri Taalas mahnte deshalb nachdrücklich entschiedenere Maßnahmen gegen den Klimawandel an. Jedes Jahrzehnt seit den 1990er-Jahren sei wärmer gewesen als das vorherige. "Wir sehen keine unmittelbaren Anzeichen für eine Umkehr dieses Trends", sagte der finnische Wissenschaftler. Die Meeresspiegel stiegen doppelt so schnell als vor weniger als einer Generation. "Wir verlieren gerade den Wettlauf zur Rettung unserer schmelzenden Gletscher und Eisschilde." Den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren, habe "oberste und dringlichste Priorität", wenn der Klimawandel nicht außer Kontrolle geraten solle.
Taalas wies auch darauf hin, dass mit dem Klimawandel eine Zunahme an Extremwetterereignissen verbunden sei. Katastrophen wie Dürren, Hitzewellen, Überflutungen, tropische Wirbelstürme und Waldbrände sorgten im vergangenen Jahrzehnt laut WMO für Rückschritte im Kampf gegen Hunger und Armut. Die Naturkatastrophen schädigten Infrastruktur, zerstörten landwirtschaftliche Erträge, führten zu Trinkwassermangel und zu Massenvertreibungen.
Verbesserte Frühwarnsysteme
Die UN-Meteorologen beobachteten aber auch positive Trends: Wegen verbesserter Frühwarnsysteme ist die Zahl der Toten bei Katastrophen zurückgegangen. Und das Ozonloch über der Antarktis ist dank der Beschränkung von schädlichen Chemikalien geschrumpft. Zudem hätten sich die Ausgaben für Klimaschutz im vergangenen Jahrzehnt verdoppelt - bis 2030 müssten die Beträge allerdings mindestens versiebenfacht werden.