Mongolei Junge Demokratie zwischen China und Russland
Der Papstbesuch hat für die Mongolei eine große Bedeutung. Wirtschaftlich ist das Land von seinen Nachbarn China und Russland abhängig. Aber die junge Demokratie will trotzdem eigene Wege gehen - ein schwieriger Balanceakt.
Auf dem Sukhbaatar-Platz im Zentrum von Ulan Bator thront eine gewaltige Dschingis-Khan-Statue vor dem Parlament. Ein Symbol - nicht nur für die einstige Größe des mongolischen Reiches, sondern für die Menschen hier auch ein Symbol ihrer nationalen Identität. Erst seit rund 30 Jahren, seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion, ist die Mongolei wieder unabhängig und heute stolz auf ihre Demokratie. Vor der Dschingis-Khan-Statue lassen sich junge Hochzeitspaare ablichten. Der Platz selbst ist ein beliebter Treffpunkt.
Dass mit Papst Franziskus das Oberhaupt der katholischen Kirche die Mongolei besucht, ist den Menschen auf dem Platz ziemlich egal. Die meisten Mongolen sind Buddhisten, Katholiken sind eine winzige Minderheit. Dennoch ist die politische Symbolik des Papstbesuchs vielen bewusst: "Das ist sehr gut für unsere internationalen Beziehungen, so dass wir nicht so sehr von den Ländern abhängen, mit denen wir gemeinsame Grenzen haben", sagt eine junge Frau.
Mongolei will Abhängigkeiten reduzieren
Seit Jahren versucht die Mongolei, ihre Abhängigkeit von den beiden mächtigen, autokratischen Nachbarn Russland und China zu reduzieren. Die sogenannte Politik der Dritten Nachbarn sieht vor, enger mit Ländern wie Japan, Südkorea oder auch der EU zu kooperieren.
Bislang mit mäßigem Erfolg, sagt Lakshmir Boojoo, die in Berlin studiert hat und in Ulan Bator bei einem wirtschaftspolitischen Think Tank arbeitet. Die Regierung belasse es oft bei vagen Absichtserklärungen: "Es heißt, wir wollen bei den Seltenen Erden zusammenarbeiten, bei erneuerbaren Energien. Aber diese Zusammenarbeit muss mit konkreten Plänen und Strategien gefüllt werden."
Zurückhaltung mit Kritik
Die Übermacht von Russland und China bleibt erdrückend. In Russland kauft die Mongolei Treibstoff, Lebensmittel und andere Verbrauchsgüter, nach China verkauft sie rund 80 Prozent ihrer Exporte - vor allem Kupfer, Eisenerze und Kohle. Diese Abhängigkeit schränkt auch den außenpolitischen Spielraum der Mongolei ein. Beim Krieg in der Ukraine etwa vermeidet es die Regierung, Russland offen zu kritisieren und enthält sich bei UN-Abstimmungen in New York.
Der frühere Außenminister Damdin Tsogtbaatar, jetzt Abgeordneter der regierenden Volkspartei MPP, wählt seine Worte sehr sorgfältig: "Wir wollen eine schnelle Lösung des Problems. Wir wollen, dass in diesem Konflikt humanitäres Recht eingehalten wird. Dass es zu diesem Konflikt gekommen ist, ist sehr bedauerlich, die globale Diplomatie hat versagt. Als kleines Land wollen wir jetzt eine rasche Lösung."
Auch gegenüber China übt die Mongolei Zurückhaltung. Den großen Nachbarn im Süden zu verärgern, kann sich die Regierung nicht leisten. Die chinesische Führung antwortet dann schon mal mit Grenzschließungen - wie 2016, als der Dalai Lama die Mongolei besuchte. In den Augen der chinesischen Führung ist das geistliche Oberhaupt der tibetischen Buddhisten ein Separatist und Unruhestifter.
Stolz auf Papstbesuch
So kontrovers ist Papst Franziskus nicht. In der Mongolei sei man daher vor allem stolz auf seinen Besuch, sagt Boojoo.
Die Mongolei werde damit als unabhängiges und demokratisches Land anerkannt, das sich von seinen mächtigen Nachbarn deutlich unterscheide, sagen Kommentatoren. Allerdings: Dass China katholischen Bischöfen vom chinesischen Festland die Reise nach Ulan Bator offenbar untersagte, hat die Regierung hingenommen - ohne ein Wort der öffentlichen Kritik.