Flugzeugabsturz in Nepal Behörden bergen Leichen
Nach dem Flugzeugunglück in Nepal sind nach Angaben der Behörden inzwischen 20 Leichen geborgen worden. Die Armee veröffentlichte Aufnahmen von der Absturzstelle in den Bergen. Unter den 22 Insassen an Bord waren auch zwei deutsche Passagiere.
Nach dem Absturz eines Passagierflugzeugs in Nepal hat die Suchmannschaft die verunglückte Maschine in den Bergen des Himalaya - im Distrikt Mustang - gefunden. Militäraufnahmen zeigen auf einem Berghang verstreute Trümmerteile. Auf einem ist die Registriernummer des Flugzeugs 9N-AET deutlich zu erkennen.
Inzwischen konnten 20 Leichen geborgen werden, teilte ein Sprecher der Zivilluftfahrtbehörde mit. Wegen schlechten Wetters gestalten sich die Arbeiten schwierig. Ein Mitarbeiter des Bergungsteams vor Ort auf rund 4000 Metern sagte der dpa, dass die Chance, Überlebende zu finden, sehr klein sei.
Es sei Verstärkung zur Absturzstelle unterwegs, um die anderen Vermissten zu suchen, sagte Armeesprecher Narayan Silwal. Bei Twitter veröffentlichte er ein von der Suchmannschaft gemachtes Foto der Absturzstelle.
Zwei Deutsche an Bord
Der Funkkontakt zu der Maschine war gestern kurz nach ihrem Start in der westlichen Stadt Pokhara abgebrochen. An Bord des Flugzeugs vom Typ Twin Otter befanden sich laut Passagierliste, die dem ARD-Studio Südasien vorliegt, 22 Personen: die dreiköpfige Crew, 13 Nepalesen, vier Inder und zwei Deutsche.
Dies wurde der ARD von der deutschen Botschaft in Kathmandu bestätigt. Nach Informationen des ARD-Studios Südasien handelt es sich bei den beiden deutschen Insassen um einen Mann und eine Frau aus Hessen.
Die Maschine der Fluggesellschaft Tara Air war auf dem Weg nach Jomsom, einem nur 20 Minuten von Nepals zweitgrößter Stadt Pokhara entfernten beliebten Ausgangspunkt für Bergwanderungen im Himalaya-Gebirge. Pilger aus Indien und Nepal besuchen in der Gegend zudem den Muktinath-Tempel.
Allerdings sind die Flugrouten oft schwierig. Piloten müssen auf der Strecke zwischen den Bergen fliegen, bevor sie in einem Tal landen. In dem Himalaya-Staat befinden sich einige der abgelegensten und schwierigsten Landebahnen. Nach Angaben der Flugaufsicht befand sich die Maschine zu dem Zeitpunkt über dem in gut 2870 Metern Höhe gelegenen Dorf Ghorepani.
Unglück schon 2016 auf der Route
Schon 2016 war eine "Twin Otter" der gleichen Fluggesellschaft auf der Strecke von Pokhara nach Jomsom abgestürzt. Im Untersuchungsbericht zu diesem Unglück war unter anderem angemahnt worden, dass Piloten nur dann fliegen dürfen, wenn es eine klare Sicht gibt. Bei Regen, Dunst oder stärkerer Bewölkung dürfe nicht geflogen werden. Die Piloten hatten damals in den Wolken die Orientierung verloren und waren gegen einen Berg geflogen.
In den vergangenen Tagen hatte es in der Gegend geregnet, der Flugverkehr lief aber normal.
Unzureichende Ausbildung - mangelhafte Wartung
Die Luftfahrt in Nepal boomt seit Jahren. Die Sicherheitsstandards sind angesichts unzureichender Ausbildung des Personals und mangelhafter Wartung der Maschinen allerdings niedrig. Die Europäische Union hat keine nepalesische Fluggesellschaft in ihrem Luftraum zugelassen.
Die Fluggesellschaft Tara behauptet auf ihrer Webseite, von der deutschen TUI Group auf eine Liste zugelassener Fluggesellschaften gesetzt worden zu sein. Ein Sprecher der TUI Group sagte dem ARD-Studio Südasien, diese Aussage sei missverständlich. Die Sicherheitsstandards von Tara Air seien zu keinem Zeitpunkt von TUI beurteilt worden. "Wir unterhalten zu der Fluggesellschaft keine Geschäftsbeziehung und haben auch keine Safety-Audits durchgeführt. Im Gegenteil: es wird von der Nutzung der Gesellschaft abgeraten." Lediglich sei durch den englischen Reiseveranstalter von TUI vor einigen Jahren eine Einschätzung vorgenommen worden, dass die Airline in der Lage sei, einen wirtschaftlich geregelten Flugbetrieb durchzuführen und Kunden, wenn gewünscht, dort Ausflüge buchen könnten.
Mit Informationen von Peter Hornung, ARD-Studio Südasien