Papst Franziskus in der Mongolei Zwischen Politik und konkreter Hilfe
Die katholische Gemeinde in der Mongolei zählt nur etwa 1500 Mitglieder. Doch der Besuch von Papst Franziskus gilt nicht nur ihnen: Franziskus würdigte das Land als Vorbild, auch mit Blick auf Russland und China.
Anthony Chong steht in der Morgensonne gegenüber dem Dschingis-Khan-Denkmal auf dem Sukhbaatar Platz im Zentrum der mongolischen Hauptstadt. Der Papst, sagt Chong lächelnd, habe ihn nicht vergessen. Ihn und alle anderen Katholiken in den kleinen und kleinsten Gemeinden am anderen Ende der Welt: "Ich glaube, dem Papst liegt wirklich am Herzen, sich um uns alle zu kümmern."
In der Mongolei seien nicht einmal ein Prozent der Menschen Katholiken, und trotzdem habe er sich auf den Weg gemacht. "Der Papst kümmert sich auch um uns Minderheiten", schlussfolgert Chong.
Auch Gläubige aus China kamen in die Mongolei, um Papst Franziskus zu sehen.
Besuch für Katholiken auch in anderen Ländern
Der Mann mit chinesischen Wurzeln ist aus Hongkong in die Mongolei gereist und überzeugt, dass der Besuch allen Katholikinnen und Katholiken in Asien gilt. Über eine Stunde harrt Chong am Absperrgitter auf dem Platz aus, um als Zaungast dabei zu sein beim offiziellen Empfang für Papst Franziskus durch den mongolischen Staatschef. Insgesamt verfolgen rund 2000 Gläubige den Auftakt des Papstbesuches. Viele aus der Mongolei sind da, aber auch aus anderen Ecken der Region, wie Hongkong oder Vietnam.
Mit kleinen chinesischen Fahnen in der Hand geben sich auch einige Katholiken aus dem Großraum Peking zu erkennen. Sie müssen zu Hause wegen ihres Glaubens Repressionen befürchten und wollen nicht offen Interviews geben. Ihre Präsenz aber ist ein Zeichen für die auch politische Bedeutung des Papstbesuches.
Papst würdigt Mongolei als Vorbild
Franziskus stellte in seiner Begrüßungsansprache im Staatspalast die Mongolei ausdrücklich als ein Vorbild in der Region dar, in vielen politischen Fragen. "Ich möchte", sagte Franziskus an der Seite des mongolischen Staatspräsidenten Uchnaagiin Chürelsüch, "eure Entschlossenheit erwähnen, die Verbreitung von Atomwaffen aufzuhalten und euch der Welt als ein Land ohne Atomwaffen zu präsentieren".
Der Papst würdigte die Mongolei als eine "demokratische Nation", die eine "friedliche Außenpolitik betreibt". Auch die Entscheidung Ulan Bators, die Todesstrafe abzuschaffen, erwähnte der Papst als positives Beispiel. Und: "Es ist schön, dass die Mongolei ein Symbol für Religionsfreiheit ist."
Viel Lob für die Mongolei - und indirekte Signale an die großen Nachbarn Russland und China, in die der Papst nicht reisen darf. Ein Signal nach dem Motto: Seht her, hier in der Region, es geht auch anders, nehmt euch ein Beispiel an der friedliebenden, demokratischen und toleranten Mongolei.
Gemeinde mit 1500 Gläubigen
Jenseits der politischen Bedeutung ist der Besuch auch eine Verbeugung des Papstes vor einer katholischer Mini-Gemeinde von nur 1500 Gläubigen - die im Kleinen so ist, wie sich Franziskus seine Kirche generell wünscht: An der Seite der Armen, der an den Rand Gedrängten.
Franziskus ermutigte während eines Treffens in der Peter-und-Paul-Kathedrale die Gläubigen im Land ausdrücklich, ihre vielen karitativen Initiativen weiter voranzutreiben: "Das ist eure Visitenkarte, die euch auch aufgrund der zahlreichen Wohltaten, die ihr vielen Menschen in verschiedenen Bereichen erwiesen habt, respektiert und geschätzt sein lässt".
Engagement für Obdachlose und Arme
Vertreter von Nicht-Regierungsorganisationen in Ulan Bator bestätigen auf Nachfrage: Das Engagement der kleinen katholischen Gemeinde in der Mongolei sei bemerkenswert. Zolazaya Batkhuyap von der Frauenorganisation Women for Change betont: "Nach meiner Erfahrung hilft die Kirche konkret, bietet Schutz für Obdachlose, sie gibt zu essen, hat Hilfsprojekte". Ihrer persönlichen Meinung nach sei dies "manchmal besser als das, was die buddhistischen Tempel leisten. Sie haben nicht diese Art von Aktivitäten."
Zum Abschluss und als ein Höhepunkt seiner Reise will der Papst am Montag ein neues, sogenanntes Haus der Barmherzigkeit in der Mongolei einweihen. Als neue, große Anlaufstelle für Arme, für Migranten und für Opfer häuslicher Gewalt. Auch eine Klinik für Menschen ohne festen Wohnsitz soll Teil des neuen Hauses sein.