"Pitch Black" Eurofighter beim Indopazifik-Manöver
Ab heute nimmt die Luftwaffe an zwei Militärmanövern in Australien teil: Die Verlegung von sechs Eurofightern gehört zur neuen Indopazifik-Strategie der Bundesregierung - und ist damit auch ein Signal in Richtung China.
Es ist nach eigenen Aussagen die aufwendigste Verlegung in die Indopazifik-Region in der Geschichte der Luftwaffe: Sechs Eurofighter, unterstützt von drei Tankflugzeugen A330 und vier Transportflugzeugen des Typs A400M und insgesamt 250 Soldaten. Im australischen Darwin sollen die Flugzeuge in den kommenden Wochen erstmals an den beiden Militär-Manövern "Pitch Black" und "Kakadu" teilnehmen.
17 Nationen mit 2500 Soldaten und 100 Flugzeugen üben gemeinsam bei "Pitch Black" von heute an bis zum 8. September den Luftkampf. Neben Deutschland sind auch Japan und Südkorea zum ersten Mal als Teilnehmer statt Beobachter dabei. "Kakadu" zielt auf das Training der Seekriegsführung ab.
Doch die Anreise begann gleich mit einer Panne: Eigentlich sollten die sechs Eurofighter es schaffen, im Rahmen der Mission "Rapid Pacific" innerhalb von 24 Stunden Singapur zu erreichen. Das Ziel wurde mit 20 Stunden und 22 Minuten erreicht - doch nur von fünf Kampfjets: Ein Eurofighter konnte nach dem Zwischenstopp in Abu Dabhi nicht wieder abheben. Ausgerechnet der Kampfjet, der mit den Flaggen der zu besuchenden Partnerländer vorher aufwendig foliert worden war, hat Probleme mit der Hydraulik.
Nach den Manövern in Australien teilt sich die Flotte auf. Ein Tankflugzeug wird Ende September Südkorea besuchen, drei Eurofighter fliegen nach Japan, drei weitere Kampfjets werden mit der Luftwaffe von Singapur bei einem gemeinsamen Manöver üben.
"Rapid Pacific 2022": Ein mit den Flaggen der Teilnehmernationen folierter Eurofighter.
Das künftige Zentrum der Welt
Die Verlegung erfolgt zu einem politisch heiklen Zeitpunkt. China beansprucht große Teile des Südchinesischen Meers für sich und hält Militärmanöver rund um Taiwan ab, das China als Teil seines Gebiets betrachtet. Die USA wiederum kündigen an, in den kommenden Wochen mit weiteren Schiffen ihrer Marine durch die Straße von Taiwan zu patrouillieren.
Der Indo-Pazifik gilt als künftig politisch wichtigste Weltregion, mehr als 30 Prozent des Welthandels gehen über die Schiffahrtswege dort. Deutschland signalisiert mit der Verlegung, dass es sich sicherheitspolitisch hier engagieren will. Auch im neuen Strategischen Konzept der NATO wird China als Herausforderung genannt.
Vergangenes Jahr schickte die Bundesregierung die Fregatte "Bayern" auf Tour durch den Indopazifik, jetzt sind es die Eurofighter. Eine Provokation gegenüber China? Keineswegs, heißt es seitens der Luftwaffe: Das Projekt sei bereits seit eineinhalb Jahren in Planung. "Es ist kein Signal gegen irgendjemanden, sondern ein Signal für unsere Partner in Asien, für Australien, Singapur, Korea und Japan", sagt der Chef der Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz. Es sei eine Unterstützung "Werteverbündeter". Wenn Deutschland von seinen Bündnispartnern gebraucht werde, dann sei man einsatzbereit - auch am anderen Ende der Welt.
Peking wettert gegen "Anti-China-Spiele"
Doch China beobachtet die Verlegung der Eurofighter offensichtlich genau. In Staatsmedien wie der "Global Times" warnt man die Bundesrepublik davor, sich an den "Anti-China-Spielen" der USA zu beteiligen: Das könne für die Deutschen als wichtigen Handelspartner Chinas dramatische Konsequenzen haben.
Die Luftwaffe versucht auch den Anschein von Provokationen zu vermeiden. So sollen die Eurofighter, die nach den Manövern zum Kurzbesuch nach Japan aufbrechen, die Straße von Taiwan ausdrücklich umfliegen. Zudem sind sie komplett unbewaffnet. Gerhartz will einen der Kampfjets selbst nach Japan fliegen.
Militärisch dürften die Chinesen die Luftwaffe ohnehin kaum ernst nehmen: Denn die muss erstmal wieder ihre technischen Probleme in den Griff bekommen, bevor sie überhaupt vollzählig abheben kann.