Proteste in Myanmar Militär nimmt weitere Politiker fest
Während die Proteste gegen den Putsch in Myanmar weitergehen, hat die Militärjunta erneut hochrangige Politiker festgenommen. Menschenrechtler werfen dem Regime den Einsatz tödlicher Waffen gegen Demonstranten vor.
Ungeachtet des harten Vorgehens des Militärs gegen die Demonstranten sind den sechsten Tag in Folge Zehntausende Menschen aus Protest gegen die Militärjunta in Myanmar auf die Straßen gegangen. Unterdessen nahm das Militär am späten Mittwochabend weitere Mitglieder der entmachteten Regierung von Aung San Suu Kyi fest.
Demnach sollen mindestens sechs hochrangige Politiker, darunter ein enger Berater der 75-Jährigen, verhaftet worden sein, wie die Zeitung "The Irrawaddy" berichtet. Mitglieder von Aung San Suu Kyis Partei Nationale Liga für Demokratie (NLD) hätten zuvor offen ihre Unterstützung für die landesweiten Proteste gegen den Putsch gezeigt.
Am 1. Februar hatte Myanmars Militär unter Armeechef Min Aung Hlaing die bis dato regierende NLD unter Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi gestürzt. Als Grund nannten die Generäle angeblichen Wahlbetrug bei den Parlamentswahlen im November. Menschenrechtler berichten von bislang mindestens 220 Festnahmen.
Minderheiten schließen sich Protesten an
Die größten Demonstrationen gab es in der Hauptstadt Naypyidaw sowie der größten Stadt Yangon. Die zunehmende Gewalt des Militärs scheint die Entschlossenheit der Demonstranten nur zu bestärken. "Wir werden bis zum Ende gehen", bis zur Freilassung von Aung San Suu Kyi und Präsident U Win Myint, sagte ein Bankangestellter vor der Zentralbank in Yangon der Nachrichtenagentur AFP. Er forderte die Mitarbeiter der Zentralbank auf, sich an den Streiks von Beamten und Arbeitern als Zeichen des "zivilen Ungehorsams" zu beteiligen.
Weitere Protestkundgebungen wurden auch aus den Städten Mandalay und Dawei gemeldet. An den friedlichen und teilweise bunten Protesten in Yangon beteiligten sich auch dutzende Vertreter ethnischer Minderheiten. "Unsere bewaffneten ethnischen Gruppen und Volksstämme müssen sich dem Kampf gegen die Militärdiktatur anschließen", sagte ein Vertreter der Karen, einer Gruppe verwandter ethnischer Minderheiten in Myanmar.
In Myanmar leben mehr als 130 ethnische Minderheiten, von denen einige seit Jahren für ihre Autonomie kämpfen. Viele Angehörige dieser Gruppen haben sich inzwischen der Protestbewegung gegen den Militärputsch angeschlossen.
Sorge vor Militärgewalt
Der Widerstand hat inzwischen nahezu alle gesellschaftlichen Gruppierungen erfasst, von Fabrikarbeitern, Beschäftigten des öffentlichen Dienstes über Studierende und Lehrende, medizinisches Personal bis hin zu buddhistischen Mönchen und katholischen Geistlichen. Sie fordern die Wiedereinsetzung der demokratisch legitimierten Regierung und die Freilassung festgenommener Politiker.
Durch die anhaltenden Demonstrationen wuchs zugleich die Sorge, das Militär könne die Proteste gewaltsam niederschlagen. Neben Tränengas und Gummigeschossen setzte das Militär zuletzt offenbar auch vereinzelt scharfe Munition gegen die Demonstranten ein. Zwei Menschen wurden in Naypyidaw schwer verletzt, eine junge Frau erlitt einen Kopfschuss und ringt mit dem Tod.
Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International verurteilen das harte Vorgehen des Militärs scharf. Der Schuss auf die schwer verletzte Frau sei von einem Polizisten abgegeben worden, wie ein in den sozialen Medien verbreitetes Video und Foto zeigten, erklärte Amnesty in London.
Westliche Staaten verurteilen Militärputsch
Bei der Waffe habe es sich um eine in Myanmar hergestellte Maschinenpistole gehandelt. Dagegen behauptete das Regime, es seien keine lebensgefährlichen Waffen benutzt worden.
Der Putsch des Militärs wurde von den westlichen Staaten scharf verurteilt, die Rufe nach internationalen Sanktionen gegen das Militärregime werden lauter. Als erstes Land kündigten die USA konkrete Strafmaßnahmen an. US-Präsident Joe Biden sagte am Mittwoch im Weißen Haus, den Generälen werde der Zugriff auf Vermögen Myanmars in den USA im Wert von einer Milliarde Dollar (rund 827 Millionen Euro) verwehrt.
USA kündigen Sanktionen an
Zudem habe Biden ein Dekret unterzeichnet, um "sofort Sanktionen gegen die militärischen Anführer des Coups, ihre Geschäftsinteressen und enge Familienmitglieder" verhängen zu können. "Das Militär muss die Macht aufgeben, die sie ergriffen hat, und Respekt für den Willen des Volkes von Myanmar zeigen", sagte Biden.
Auch Großbritannien erwägt Sanktionen gegen das myanmarische Regime zu verhängen. Großbritannien prüfe Sanktionsmaßnahmen gegen das Militärregime, so Außenminister Dominic Raab. "Die internationale Gemeinschaft wird den Putsch in Myanmar nicht akzeptieren und wir werden die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen", schrieb Raab auf Twitter.