Frauen-Protest in der Türkei "Wir werden nicht schweigen"
Vor einer Woche verkündete Präsident Erdogan den Austritt aus dem Frauenschutz-Abkommen. Seitdem gehen die Frauen in der Türkei auf die Straße. Auch heute wieder. Angefacht wurden die neuen Proteste durch einen mutmaßlichen Femizid.
In der Türkei haben erneut Hunderte Frauen gegen den Austritt des Landes aus der internationalen Konvention gegen Gewalt an Frauen protestiert. In Istanbul zogen sie durch die Straßen und skandierten immer wieder "Wir haben keine Angst, wir werden nicht schweigen, wir werden nicht nachgeben", berichtete ein AFP-Korrespondent. Auch in der Hauptstadt Ankara kam es zu neuen Protesten.
17-Jährige Schwangere erstochen
Angefacht wurden die neuen Proteste von einem neuen mutmaßlichen Femizid: Eine 17-jährige Schwangere wurde in der Provinz Izmir erstochen, Medienberichten zufolge gilt als Tatverdächtiger der Mann, mit dem sie zusammenlebte.
Der Rückzug aus der Istanbul-Konvention gegen Gewalt an Frauen war am vergangenen Wochenende durch ein Dekret Erdogans bekannt gegeben worden. Der Präsident kam mit seiner Entscheidung konservativen und islamistischen Kreisen entgegen. Diese hatten den Austritt mit der Begründung gefordert, die Übereinkunft schade der Einheit der Familie und fördere Scheidungen sowie Homosexualität.
Scharfe Kritik aus dem Ausland
Neben heftigen Protesten innerhalb der Türkei wurde der Austritt auch im Ausland scharf kritisiert. Die USA, die EU und auch die Bundesregierung forderten eine Rücknahme der Entscheidung. Die Istanbul-Konvention des Europarats ist das weltweit erste verbindliche Abkommen dieser Art.
Die Unterzeichner, darunter Deutschland, verpflichten sich, Frauen und Mädchen durch strafrechtliche Verfolgung der Täter besser vor Gewalt zu schützen - sei es zu Hause oder anderswo. Als "Gewalt" gilt dabei laut Abkommen nicht nur physische Gewalt, sondern auch geschlechtsspezifische Diskriminierung, Einschüchterung oder wirtschaftliche Ausbeutung.