Stichwahl in der Türkei Erdogan liegt knapp vorne
In der Türkei läuft die Auszählung der Stichwahl. Laut der Wahlbehörde liegt Amtsinhaber Erdogan mit rund 54 Prozent vorne. Der erklärte sich noch vor Bekanntgabe des Ergebnisses zum Sieger der Abstimmung.
In der Stichwahl um das türkische Präsidentenamt liegt Amtsinhaber Recep Tayyip Erdogan laut Wahlbehörde nach Auszählung der Hälfte der Stimmen vorn.
Erdogan habe bisher 54,47 Prozent der Stimmen, sagte der Chef der Wahlbehörde Ahmet Yener in Ankara. Sein Herausforderer Kemal Kilicdaroglu komme auf 45,53 Prozent der Stimmen. 54,60 Prozent der abgegebenen Stimmen seien bisher ausgezählt.
Auch nach inoffiziellen Teilergebnissen der als oppositionsnah geltenden Nachrichtenagentur Anka führt Erdogan. Der Staatschef komme auf 51 Prozent, meldete die Nachrichtenagentur. Sein Herausforderer Kemal Kilicdaroglu liege bei 49 Prozent.
Erdogan erklärt sich zum Wahlsieger
Nur wenige Stunden nach Schließung der Wahllokale erklärte Erdogan sich selbst zum Wahlsieger - obwohl noch kein offizielles Wahlergebnis vorliegt. Der wahre Wahlsieger aber sei die Türkei, sagte Erdogan vor seinen jubelnden Anhängern in Istanbul. Er danke allen, die es ihm ermöglicht hätten, die nächsten fünf Jahre zu regieren. Er werde "bis ans Grab" bei seinen Anhängern sein. Kilicdaroglu wollte sich noch am Abend äußern.
In Ankara füllten am frühen Abend bereits Autokorsos mit wehenden Fahnen die Straßen. Auch in Istanbul waren Hupkonzerte zu hören.
Anhänger des türkischen Präsidenten Erdogan feiern in Istanbul.
Staats- und Regierungschefs gratulieren bereits
Russlands Präsident Wladimir Putin gehörte zu den ersten Gratulanten, die Erdogan noch vor der offiziellen Bekanntgabe des Ergebnisses gratulierten. "Ihr Wahlsieg war ein natürliches Ergebnis Ihrer selbstlosen Arbeit als Oberhaupt der Türkei", sagte er. Er schätze Erdogans "persönlichen Beitrag zur Stärkung der freundschaftlichen russisch-türkischen Beziehungen sehr".
Irans Präsident Ebrahim Raisi übermittelte Erdogan ebenfalls bereits vor Bekanntgabe des offiziellen Wahlergebnisses seine Glückwünsche. Irans Regierungschef sei zuversichtlich, die Beziehungen beider Nachbarländer zu stärken, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur IRNA.
Auch Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban gratulierte Erdogan bereits. Der ungarische Ministerpräsident schrieb auf Twitter am Sonntag von einem "unbestrittenen Wahlsieg".
Auch Katars Emir Tamim bin Hamad Al Thani und Libyens Ministerpräsident Abdul Hamid Dbaiba gratulierten bereits: "Mein lieber Bruder Recep Tayyip Erdogan, herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Sieg", schrieb das Staatsoberhaupt Katars auf Twitter.
87 Prozent Wahlbeteiligung bei erster Wahlrunde
Erdogan gab seine Stimme heute mit seiner Frau Emine in einem Wahllokal in Üsküdar, einem Viertel im asiatischen Teil Istanbuls, ab. Dabei rief er zu reger Beteiligung an dem Urnengang auf. "In keinem Land der Welt gibt es eine Wahlbeteiligung von 90 Prozent", sagte er. "Die Türkei hat sie fast erreicht. Ich rufe meine Mitbürger auf, nicht nachzulassen und zur Wahl zu gehen." Bei der ersten Wahlrunde am 14. Mai hatten 87 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben.
Kilicdaroglu warb bis zuletzt um Wählerstimmen: Als er in Ankara seine Stimme abgab, forderte er seine Mitbürgerinnen und Mitbürger auf, die "autoritäre" Herrschaft von Erdogan zu beenden. "Damit echte Demokratie und Freiheit hier Einzug halten, damit wir uns von einer autoritären Regierung befreien, rufe ich die Bürger zur Wahl auf", sagte Kilicdaroglu.
Bei der ersten Wahlrunde vor zwei Wochen hatte Erdogan vor Kilicdaroglu gelegen, er verfehlte aber mit 49,5 Prozent der Stimmen knapp die nötige absolute Mehrheit. Kilicdaroglu kam auf 44,9 Prozent. Mehr als 64 Millionen Menschen waren zur Stimmabgabe aufgerufen.