Nach Vorwürfen zu Hamas-Nähe Schweden nimmt UNRWA-Zahlungen wieder auf
Schweden zahlt wieder ans UN-Palästinenserhilfswerk - angesichts neuer Regelungen zur Kontrolle der Mitarbeiter, aber auch der desolaten Versorgungslage im Gazastreifen. Umgerechnet 17,7 Millionen Euro wurden genehmigt.
Die schwedische Regierung leitet wieder finanzielle Unterstützung an das UN-Palästinenserhilfswerk (UNRWA, United Nations Relief and Works Agency for Palestine Refugees in the Near East) in die Wege. Eine Auszahlung von 200 Millionen Kronen (etwa 17,7 Millionen Euro) sei beschlossen worden, teilte die Regierung in Stockholm mit. Die Entscheidung sei angesichts der akuten humanitären Situation im Gazastreifen und vor dem Hintergrund neuer Vereinbarungen zu strikteren Kontrollen getroffen worden.
Das UN-Hilfswerk UNRWA war im Januar stark in die Kritik geraten. Einigen Mitarbeitern wurde vorgeworfen, am Massaker der militant-islamistischen Hamas vom 7. Oktober in Israel beteiligt gewesen zu sein. UN-Generalsekretär António Guterres hatte umfassende Aufklärung der Vorwürfe versprochen. Die Zusammenarbeit mit mehreren Angestellten wurde beendet.
"Bedürfnisse im Gazastreifen akut"
Mehrere westliche Länder stellten wegen der Anschuldigungen vorübergehend die Zahlungen an UNRWA ein, darunter die beiden größten Geldgeber, die USA und Deutschland. Nach Kanada schwenkt nun auch Schweden um. "Die humanitäre Lage im Gazastreifen ist verheerend und die Bedürfnisse sind akut", teilte der Minister für internationale Entwicklungszusammenarbeit, Johan Forssell, mit.
Das Hilfswerk habe sich bereit erklärt, die interne Aufsicht zu stärken, eine unabhängige Rechnungsprüfung zuzulassen und zusätzliche Kontrollen der Belegschaft zu ermöglichen, teilte die schwedische Regierung mit. Weitere Auszahlungen würden in diesem Jahr vorgenommen, wenn UNRWA bei den vereinbarten Punkten Fortschritte mache.
Warnung wie Hoffnung vonseiten Lazzarinis
Der Chef des UN-Palästinenserhilfswerks, Philippe Lazzarini, ist vorsichtig optimistisch, dass die Organisation wieder auf internationale Unterstützung zählen kann. "Ich habe das Gefühl, dass eine Reihe von Ländern, die sich entschieden haben, ihre finanzielle Unterstützung auszusetzen, gerade dabei sind, ihre Position zu überprüfen", sagte Lazzarini dem Schweizer Sender RTS.