Missbrauchsvorwürfe Vatikan maßregelt Ex-Bischof Belo
Der frühere Bischof von Osttimor und Friedensnobelpreisträger Belo wird vorgeworfen, jahrelang Jungen missbraucht zu haben. Ein Magazin aus den Niederlanden hatte Berichte von Betroffenen veröffentlicht. Der Vatikan hat Disziplinarmaßnahmen verhängt.
Der Vatikan hat nach Missbrauchsvorwürfen in den vergangenen beiden Jahren Disziplinarmaßnahmen gegen den timorischen Bischof und Friedensnobelpreisträger Carlos Ximenes Belo verhängt. Die zuständige Stelle im Vatikan sei 2019 über Vorwürfe gegen Belo informiert worden, sagte Vatikansprecher Matteo Bruni. Ein Jahr später sei ihm Kontakt mit Minderjährigen in Osttimor verboten worden. Auch seien Belos Amtsführung und seine Bewegungsfreiheit eingeschränkt worden. Im November 2021 sei die Strafe verschärft worden.
Geld für Schweigen
Das niederländische Magazin "De Groene Amsterdammer" hatte zuvor berichtet, Belo habe in den 1990er-Jahren mehrere Jungen sexuell missbraucht. Anfragen an Belo, den Salesianerorden oder den Vatikan zu den Vorwürfen seien unbeantwortet geblieben.
"Der Bischof hat mich in jener Nacht vergewaltigt und sexuell missbraucht", sagte ein heute 45-Jähriger, der sich Roberto nannte und seinen wirklichen Namen nicht nennen wollte, dem Blatt. Belo habe ihm Geld gegeben, damit er nichts sage und diesem weiter zu Willen seie.
Ein 42-Jähriger sagte, er sei von Belo einmal in der Residenz des Bischofs in Dili in Osttimor missbraucht worden. "Ich dachte: Das ist ekelhaft. Da gehe ich nicht mehr hin", sagte der Mann, der sich Paulo nannte und ebenfalls anonym bleiben wollte.
Nationalheld und Hoffnungsträger
Es gebe zahlreiche Berichte von ähnlichen Fällen, so die Zeitung. Die Vorwürfe reichten bereits bis in Belos Zeit als Leiter des Bildungszentrums der Salesianer Don Boscos zurück, bevor er 1983 Bischof wurde. Belo sei damals nicht nur das mächtige Oberhaupt der katholischen Kirche von Osttimor gewesen, sondern auch ein Nationalheld und ein Hoffnungsträger für die Menschen, sagte "Paulo".
Der Bischof habe seine Machtposition gegenüber Jungen missbraucht, die in extremer Armut lebten. Aus Angst und Scham hätten sie nicht über die Vorfälle gesprochen. "De Groene" sprach nach eigenen Angaben mit weiteren Betroffenen sowie mit 20 Personen, die Kenntnis von den Vorgängen gehabt hätten: Kirchenvertreter, Politiker, Mitarbeiter von Nichtregierungsorganisationen und Fachleute.
Friedensnobelpreis im Jahr 1996
Belo war 1996 zusammen mit dem späteren Präsidenten José Ramos-Horta für seinen Einsatz für die Unabhängigkeit Osttimors mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden.
Das Nobelpreiskomitee lobte insbesondere, dass Belo zwei Zeugen eines Massakers von 1991 aus dem Land geschmuggelt hatte, damit sie vor der UN-Menschenrechtskommission in Genf aussagen konnten, während er sich um eine von den Vereinten Nationen vermittelte Volksabstimmung über die Unabhängigkeit bemühte. Diese brachte 1999 die Unabhängigkeit von Indonesien.