Mehr als 40 Tote in Zentralasien Konflikt um Wasserressourcen eskaliert
Wohnhäuser sollen niedergebrannt und Granatwerfer eingesetzt worden sein: Zwischen den Ex-Sowjetrepubliken Tadschikistan und Kirgistan ist ein blutiger Konflikt um den Zugang zu Wasser entbrannt. Russland und die EU boten Hilfe an.
Bei einem gewaltsamen Grenzkonflikt um den Zugang zu Wasserressourcen sind in Zentralasien mindestens 41 Menschen getötet und mehr als 200 verletzt worden. Die Lage in der Grenzregion zwischen den beiden Ex-Sowjetrepubliken Tadschikistan und Kirgistan sei trotz Deeskalationsbemühungen weiter gespannt, teilten die Behörden beider Länder mit.
Kirgistan warf tadschikischen Truppen vor, Granatwerfer einzusetzen. Das kirgisische Gesundheitsministerium in Bischkek erklärte übereinstimmenden Berichten zufolge, bei den Kämpfen seien 31 Menschen getötet und 154 verletzt worden.
Auf tadschikischer Seite war von zehn Toten und etwa 90 Verletzten die Rede, wie das Internet-Portal Asia-Plus meldete. Eine Bestätigung der Zahlen gab es in dem autoritär geführten Land zunächst nicht.
Streit um Kamera an Wasserverteilstelle
Der Konflikt war Mitte dieser Woche eskaliert, als tadschikische Beamte eine Videokamera in der Nähe einer Wasserverteilerstation installieren wollten. Kirgisische Bürger wehrten sich dagegen. Sie warfen zunächst mit Steinen, wie Medien berichteten. Dann verstärkten beide Seiten ihre Grenztruppen, die schließlich aufeinander schossen.
Die Wasserverteilstelle liegt auf von Kirgistan kontrolliertem Gebiet an einem Kanalausgang, der einen Stausee in der Region Batken befüllt. Für die Menschen dort ist dies der wichtigste Zugang zu Trinkwasser. Tadschikistan erhebt unter Berufung auf ältere Karten Anspruch auf das Gebiet.
20.000 Menschen in Kirgistan evakuiert
Die Regierungen beider Länder an der Grenze zu China gaben sich gegenseitig die Schuld an der Eskalation. Insgesamt seien 20.000 Bürger allein auf kirgisischer Seite in Sicherheit gebracht worden, hieß es. Es seien mehrere Wohnhäuser und Geschäfte abgebrannt.
Zuletzt bemühten sich die Konfliktparteien jedoch um Deeskalation. Der kirgisische Präsident Sadyr Japarow und sein tadschikischer Kollege Emomali Rachmon hätten mittlerweile telefoniert und ein Treffen "in der zweiten Maihälfte" vereinbart, teilte Japarows Büro am Nachmittag mit.
Auch der Präsident des benachbarten Usbekistan, Schawkat Mirsijojew, erklärte, sich telefonisch mit seinen Kollegen Rachmon und Japarow verständigt zu haben. Dabei sei klargestellt worden, dass alle Konflikte zwischen den Parteien "auf der Basis von Dialog und im Geiste jahrhundertealter Freundschaften" behandelt werden sollten.
Putin zur Vermittlung bereit
Unterdessen forderte Russland die Konfliktparteien zu Zurückhaltung auf. Moskau bot sich an, in dem Streit zu vermitteln. Präsident Wladimir Putin sei "jederzeit bereit", eine "vermittelnde Rolle" einzunehmen, sagte sein Sprecher Dmitri Peskow. Auch die EU mahnte eine dauerhafte friedliche Lösung an und bot zugleich Hilfe an.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion hatten die zentralasiatischen Republiken 1991 ihre Eigenständigkeit erlangt. Um fast die Hälfte der beinahe 1000 Kilometer langen Grenze gibt es aber seit Jahrzehnten Streit und auch immer wieder gewaltsame Auseinandersetzungen.