Reisewarnung der Bundesregierung Schwerer Schlag für Mallorca
Die offizielle Reisewarnung des Auswärtigen Amtes dürfte vor allem die bei Deutschen beliebten Balearen hart treffen. Der spanischen Tourismusbranche droht eine Katastrophe.
Jetzt ist passiert, wovor sich Hoteliers und Gastronomen auf der Ferieninsel Mallorca und in anderen Teilen Spaniens schon lange fürchten: Die Bundesregierung hat wegen stark steigender Corona-Fallzahlen eine offizielle Reisewarnung für das gesamte Mittelmeerland herausgegeben - mit Ausnahme der Kanaren. Zuvor hatte das bundeseigene Robert Koch-Institut (RKI) Spanien in seine Liste der Corona-Risikogebiete aufgenommen.
Zwar ist die Reisewarnung nicht gleichbedeutend mit einem Reiseverbot. Dennoch wird der Schritt des Auswärtigen Amtes eine immense Wirkung haben: Die allermeisten deutschen Urlauber werden Mallorca und seine Nachbarinseln vermutlich meiden. Schon die Einstufung als Risikogebiet bedeutet, dass für heimkehrende Urlauber eine Testpflicht auf das Coronavirus greift. Bis das Ergebnis vorliegt, müssen sie sich in Quarantäne begeben. Und weil zusätzlich eine Reisewarnung ausgesprochen wurde, können Buchungen kostenlos storniert werden.
"Wir stehen am Abgrund"
Für die Tourismusbranche der Balearen gleichen die Neuigkeiten aus Deutschland einer Katastrophe - brach ihr doch Ende Juli schon der britische Markt weg, nachdem die Regierung in London eine Quarantäne-Pflicht für Mallorca-Rückkehrer verkündet hatte. "Wir stehen am Abgrund und fallen gerade", hieß es damals von der Vereinigung der mallorquinischen Hoteliers . Nun kippt auch der deutsche Markt. Im vergangenen Jahr war er der wichtigste für die Balearen: 5,3 Millionen Gäste kamen aus Deutschland, so viele wie aus keinem anderen Land. 93 Prozent von ihnen steuerten Mallorca als Urlaubsziel an.
Die Balearen leben vom Tourismus wie kaum eine andere Gegend Spaniens. "Wir erleiden den größten wirtschaftlichen Schaden von allen Regionen", sagte Regionalpräsidentin Francina Armengol Anfang der Woche nach einem Treffen mit Spaniens König Felipe in Palma. Das Geschäft mit Urlaubern macht auf den Balearen knapp die Hälfte der Wirtschaftsleistung aus. Im vergangenen Jahr arbeiteten rund 140.000 Menschen auf Mallorca in der Tourismusbranche. Etliche Stellen sind in dieser speziellen Saison schon weggefallen, weil Hotels und Restaurants schließen mussten. Vor Kurzem meldete die Regionalregierung der Balearen einen Negativrekord auf dem Arbeitsmarkt: 72.000 Menschen waren im Juli auf Jobsuche, 91 Prozent mehr als vor einem Jahr. Dieser Trend dürfte sich in den nächsten Monaten noch verschärfen.
Viele junge Menschen infizieren sich
Zum Anstieg der Arbeitslosigkeit kommt nun der Anstieg der Corona-Fallzahlen: In den vergangenen Tagen registrierten die Behörden binnen 24 Stunden jeweils zwischen 200 und knapp 300 neue Covid-19-Erkrankte. Die große Mehrheit davon seien junge Menschen, die keinerlei Symptome zeigten. Sie konnten nur durch großflächige Tests ausfindig gemacht werden. Immerhin: Diese Patienten benötigen keine medizinische Betreuung. Die Krankenhäuser auf den Balearen sind daher alles andere als überfüllt. Doch die vielen asymptomatischen Fälle machen es den Behörden schwer, Infektionswege nachzuvollziehen.
Die Regierung der Inselgruppe kündigt weitere Schritte an, um die Verbreitung des Virus möglichst einzudämmen: Auf privaten Feiern und in Restaurants könnten bald schon strengere Besucherlimits gelten. Gesundheitsdirektorin Maria Antònia Font versucht, Optimismus zu verbreiten. Sie geht davon aus, dass sich die Corona-Lage bald schon spürbar entspannen wird. Die Negativ-Entwicklung der vergangenen Tage sei auf bestimmte Ausbrüche des Coronavirus zurückzuführen. Diese Ausbrüche seien lokalisiert und völlig unter Kontrolle gebracht, sagte die Politikerin.
Ein schwieriger Herbst steht bevor
Diese Zuversicht dürfte angesichts der nun verhängten Reisewarnung weichen. Mallorca und seinen Nachbarinsel steht ein schwieriger Herbst bevor. Der spanische Reiseverband stellt schon klar: Die Lücke, die deutsche Urlauber hinterlassen, können Touristen aus Spanien niemals auffüllen.