Explosion in Beirut Anklage gegen Generalstaatsanwalt
Im Jahr 2020 waren Hunderte Tonnen Ammoniumnitrat im Hafen von Beirut explodiert. Mehr als 200 Menschen starben. Jetzt sollen Medienberichten zufolge der Generalstaatsanwalt Oueidat sowie andere hochrangige Beamte angeklagt werden.
Bei den Ermittlungen zur Explosionskatastrophe im Hafen von Beirut hat der zuständige Ermittlungsrichter Medienberichten zufolge Anklage gegen den libanesischen Generalstaatsanwalt Ghassan Oueidat sowie andere hochrangige Funktionäre erhoben.
Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge geht aus den Gerichtsquellen nicht hervor, was ihnen vorgeworfen wird. Unter Berufung auf Justizkreise berichtet die Nachrichtenagentur AFP aber unter anderem von fahrlässiger Tötung, Brandstiftung und Sabotage. Die libanesische Staatsanwaltschaft wies die Anklagen allerdings zurück.
Bereits Anklage gegen ehemaligen Premierminister
Der Ermittlungsrichter Tarek Bitar hatte die Ermittlungen zu dem Unglück am Montag nach mehr als einem Jahr Pause offiziell wieder aufgenommen. Er ermittelt gegen insgesamt 13 Verdächtige.
Bereits 2020 hatte der ehemalige Ermittlungsrichter Fadi Sawan Anklage gegen den damaligen Ministerpräsident Hassan Diab und drei frühere Minister erhoben. Danach war Sawan entlassen worden. Diab wird gerichtlichen Dokumenten zufolge "Mord mit wahrscheinlicher Absicht" vorgeworfen, wie Reuters nun berichtet. Bisher wurde kein hochrangiger Beamter zur Rechenschaft gezogen.
Ermittlungen systematisch behindert
Die Ermittlungen zu der Katastrophe waren von Beginn an systematisch behindert worden. Im Dezember 2021 hatte Bitar die Ermittlungen vorerst gestoppt, nachdem mehrere Politiker Klagen gegen ihn eingereicht hatten. Vor allem die einflussreiche Hisbollah hatte dem Richter Voreingenommenheit vorgeworfen und seine Absetzung gefordert. Eine internationale Untersuchung lehnen die libanesischen Behörden bis heute ab.
Am 4. August 2020 waren Hunderte Tonnen Ammoniumnitrat, die jahrelang unter schlechten Bedingungen im Hafen gelagert worden waren, explodiert. Mehr als 200 Menschen starben, 6500 weitere wurden verletzt und rund 300.000 wurden obdachlos.